Konstanz, die Hauptstadt der malerischen Bodenseeregion, spiegelt bis heute die Geschichte als mächtige Konzilstadt wieder. Beschenkt mit einem überreichen Schatz an Kulturdenkmälern ist sie nicht nur uralt, sondern auch modern zugleich. Wandern kann man hier ebenfalls: Auf gut ausgebauten und einwandfrei beschilderten Wegen ist das ein echter Genuss und wird zum Spaß für die ganze Familie.
Die Legende erzählt, dass Gott einst eine Träne vergoss, als er Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben hatte. Die viel auf die Erde und wurde zum Bodensee. Tatsächlich aber entstand das „Schwäbische Meer“, wie man es heute auch nennt, durch den eiszeitlichen Rheingletscher. Mit einer Fläche von über 500 Quadratkilometern ist er damit nach dem Genfer See der Zweitgrößte im Ranking bedeutender Gewässer in Westeuropa. Von weiten Riedflächen und einer malerischen Moränenlandschaft umgeben stoßen auch Österreich und die Schweiz an dessen Ufern. Ringsum bieten alte Städte und romantische Dörfer vollgepackt mit Sehenswürdigkeiten dem Besucher eine Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten. Konstanz vereint hier auf fast beneidenswerte Weise all das, was bewegungshungrige Naturfreunde, Genussreisende und Kulturinteressierte antreibt.
Ein See – und tausend Möglichkeiten
Beim ersten Gesamteindruck sind wir uns sicher, dass wir hier, in der Bodenseestadt, eine gute Zeit haben werden. Mittelalterliches Flair, entspannte Menschen aus aller Herren Länder, die beeindruckende Seepromenade. Das gefällt uns. Wir richten uns für die Tage auf dem Campingplatz Klausenhorn ein. Herrlich am See gelegen mit allen Annehmlichkeiten versehen stellt sich schnell Wohlgefühl ein. Was kann man denn auch anderes von einem Vier-Sterne-Platz erwarten? Petershausen, Ausgangspunkt unserer ersten Wanderung in der Region erreichen wir mit Bus und Bahn. „Durch den Lorettowald nach Konstanz“ so lautet unser heutiger Track. Schnell weichen die letzten Häuser den Weinreben, die den Blick auf den Raiteberg und dessen imposanten Bismarckturm freigeben. Dem höchsten seiner Art in Baden-Württemberg. Auf einem ruhigen Höhenweg geht’s weiter dem Aussichtspunkt Phillippsruh entgegen – mit wunderbarer Aussicht.
Wir überqueren etwas später geschwind eine Fußgängerampel und wandern auf den Lorettosteig zu. An seinem Ende, thront die Lorettokapelle auf dem Staaderberg in Allmannsdorf. 1638 nach dem Vorbild der Gnadenkapelle im italienischen Loretto errichtet erinnert das Juwel an den kampflosen Abzug schwedischer Truppen im Dreißigjährigen Krieg. Direkt daneben eine bemerkenswerte hölzerne Bethalle und das Mesnerhaus. Hier lässt es sich wirklich ausgiebig und gut rasten. Wenige hundert Meter gehen wir den selbigen Weg zurück um wieder auf die Hauptroute zu gelangen. Der Lorettowald liegt nun vor uns. Schatten spendend, ruhig, nur der Wind in den Bäumen ist unser ständiger Begleiter. Einfach herrlich. Wir erwandern die Spitze des Bodanrück bevor es abwärts zum Ufer des Überlinger Sees geht. Surfer tummeln sich auf dem Wasser, die Sonne scheint, kleine Wellen schlagen ans Ufer. Wir schwenken nach rechts und halten auf das „Hörnle“ zu, wo man einen Sprung in die Fluten wagen könnte. Hier im „Konstanzer Trichter“ fließt der Seerhein aus dem Obersee dann weiter zum Untersee. Auf dem Weg dorthin begleiten uns imposante Gebäude wie das im Stil des Neorenaissance erbaute Schloss Seeheim aber auch andere Jugendstilbauten wie z.B. die Villa Prym. Dann zeigt sich in der Ferne auch schon unser Etappenziel Konstanz, auf das wir jetzt geradewegs zuhalten.
Lernen wie aus dem Geschichtsbuch
Konstanz, die Universitätsstadt, verdankt ihren Namen dem römischen Kaiser Constantius Chlorus. Im Jahre 590 wurde die Stadt Sitz des damals größten deutschen Bistums. An der Schnittstelle bedeutender Handelswege gelegen, brachte es die Bodenseemetropole zu Berühmtheit, Macht und vor allem Reichtum. Von weitreichender Bedeutung und zum Mittelpunkt des Abendlandes wurde das Konzil von Konstanz 1414 bis 1418, wo das erste und auch letzte Mal ein Papst auf deutschem Boden gewählt wurde. Und der Reformator Jan Hus sein Leben auf dem Scheiterhaufen lassen musste. Das Konzilgebäude am Hafen gehört unbestritten zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Aber auch die mittelalterliche Altstadt mit ihren herausragenden Bauwerken wie dem Münster – eine dreischiffigen Säulenbasilika – dem Haus „Zur Kunkel“ am Münsterplatz und herrlich bemalte Fassaden bringen die Besucher regelmäßig zum Schwärmen. Die Imperia hingegen erinnert heute daran, dass seiner Zeit auch das Weltliche bei diesem „Herrengipfel“ nicht zu kurz kam. Hunderte von Liebensdienerinnen sollten den Konzilteilnehmern das Leben versüßt haben. Als Herrin des Konzils gilt deshalb die leichtgeschürzte Imperia, die als übergroßes Monument – sich um die eigene Achse drehend – im Hafen mit dem zwergenhaft kleinen Papst und König spielt.
Duftende Aussichten
Auch der Tag darauf hält einige Überraschungen parat. Denn Konstanz ohne einen Besuch der beiden vorgelagerten mediterranen Inseln – undenkbar. Reichenau, die Gemüseinsel gilt dabei als größte der Bodenseeinseln. Schmückt sich mit Meisterwerken menschlicher Schöpferkraft und Zeugen einer kulturell, religiösen Blütezeit dieser Region. Die Rede ist hier von den beeindruckenden Kirchen und dem Benediktinerkloster mit schönen Wandmalereien. Zehn mal kleiner hingegen präsentiert sich im subtropischen Ambiente die Insel Mainau. Ein Paradies voller Blumen, das zu einer kleinen Wanderung motiviert. Kein Zweifel, dieser Ort ist ein Hotspot des Tourismus – und wird deshalb alljährlich auch von über einer Million Menschen besucht. Fotogene Blumenbeete und Parkanlagen so weit das Auge reicht, ein gräfliches Schloss und uralte Bäume, deren müde Äste bis zum Boden hinunter reichen. Die Geschichte der Mainau geht bis ins 13. Jh. zurück als sie von da an für rund 500 Jahre zum Deutschorden zählte. Im Wechsel gaben sich anschließend Adelige die Klinke in die Hand und pflanzten 1827 die ersten exotischen Bäume. Es entstand über Jahrzehnte hinweg ein kunterbunt duftendes Biotop der Sinne, das seines Gleichen sucht. Allein die Mainau ist eine Reise wert. Hier gehen wir auch auf das Boot, das uns gemütlich über den See nach Unteruhldingen schippert. Ein beeindruckendes Freilichtmuseum erwartet uns hier, UNESCO geadelte Rekonstruktionen zweier Pfahlbaudörfer mit Reed gedeckten Dächern. Die detailgetreuen Nachbildungen gewähren uns tiefe Einblicke in die Welt von vor 6000 Jahren. Wie auf einer Perlenschnur aufgereiht lässt auch der nächste Hingucker nicht lange auf sich warten. Meersburg: Zeigt sich mit einem Stadtbild wie aus dem Märchenbuch. Oben drüber thront das alte Schloss, an das sich schöne Bürgerhäuser in gepflasterten Gassen anlehnen – wahrlich eine Perle.
Von einem See zum Nächsten
Zwischen zwei Seen: „Von Allersbach nach Konstanz“ steht heute auf dem Programm. Genau gesagt vom Untersee zum Überlinger See. Dafür fahren wir mit der Bahn nach Allersbach, im Gepäck ausreichend Proviant zum Rasten. Wir queren den Ort, steigen bergan und erhalten immer wieder fantastische Weitblicke auf die Insel Reichenau und die Schweizer Berge. Saftige Wiesenlandschaften gehen Hand in Hand in schönen Laubwald über. Auf dem Röhrenberg erblicken wir schon die Schmiederklinik. Am Waldrand entlang wandern wir weiter am Fuße des Schwarzberges vorbei nach Hegne. Danach verschlingt uns üppiger Wald. Hier und da kommt ein Mountainbiker vorbeigeradelt – wirklich ein Landstrich, der mit den verschiedensten sportlichen Aktivitäten zu punkten weiß. Nach gut zwei weiteren Stunden unter den Sohlen rasten wir an einem herrlichen See. Beine baumeln lassen, an nichts denken, essen und etwas trinken. Zu vorgeschrittener Zeit steuern wir den Aussichtspunkt „Purren“ bei Litzelstetten an mit grandiosem Blick auf den Überlinger See. Felder und Wiesen begleiten uns auf Seeniveau, linker Hand liegt die Insel Mainau, die wir tags zuvor ausgiebig besucht haben. Meist mit Blick aufs Wasser geht’s in großen Schritten dem Ziel im Fährhafen von Konstanz-Staad entgegen. Dazwischen allerdings setzen wir uns immer wieder einmal an das Ufer, genießen die letzten Stunden am Bodensee mit der festen Überzeugung, schon bald wieder diese wunderbare Region besuchen zu wollen.
Infobox
Charakter
Die Ausschilderung sowie die Streckenführung sind vorbildlich. Trotzdem empfehlen wir ein GPS-Gerät mit den aufgespielten Tracks. Meist geht es über Wald- und Wiesenwege, teilweise auch über Asphaltbahnen. Wegen der einfachen Topografie sind die beschriebenen Routen auch Familien mit Kindern sehr zu empfehlen.
Anfahrt
Auto: Von Norden kommend über die A61/ A5/ A8/ A81 und die B33 zum Ziel. Von Osten kommend über Heidenheim, Ulm A7, A96 und A98 nach Konstanz.
Bus: Individuelle Routenplanung und aktuelle Fahrplaninformationen aller Fernbusverbindungen bieten mehrere Portale, wie www.busliniensuche.de, www.checkmybus.de, oder www.fernbusse.de.
Boot: Autofähre Meersburg-Konstanz, Katamaran Friedrichshafen-Konstanz.
Bahn: Auskunft über Zugverbindungen nach Konstanz über Tel. +49 (0) 800 150-7090 (gebührenfreies Sprachdialogsystem) oder unter www.bahn.de
Routen
1.) Insel Mainau Botanischer Rundgang ca. 5 km
2.) Durch den Lorettowald nach Konstanz ca. 10 km
3.) Zwischen zwei Seen, von Allersbach nach Konstanz ca. 20 km
Literatur
Infomaterial über Wanderungen rund um Konstanz können bei Anfrage (07531 1330-30) kostenfrei zugesandt werden. Digital einsehbar sind die Touren auch unter: www.konstanz-tourismus.de
Ausrüstung
Leichter Wanderschuh, Tagesrucksack mit Proviant und Trinkflasche, Sonnenschutz, Mütze, kleines Erste-Hilfe-Päckchen.