Burren Way

Der Burren Way/Cliffs of Moher & die Halbinsel Howth

Wie ein großer Wellenbrecher stemmt sich Irland seit Menschengedenken gegen die Fluten des Atlantiks. Dort ganz im Westen liegen die spektakulär-wilden Karstflächen des Burren. Wer hier die Wanderschuhe schnürt, der erlebt nicht nur unverfälschte raue Natur, sondern auch große Kulturgüter und einen ganz besonders herzlichen Menschenschlag.

Wäre man in der Verlegenheit die immergrüne Insel spontan mit nur wenigen Adjektiven zu beschreiben, dann würden Worte fallen wie: bunt, karg, traditionsverliebt, gottesfürchtig und natürlich lebenslustig. Irische Ansichten, die jeden Reisenden immer wieder gerne in diesen mit reichlich Schönheit ausgestatteten Teil Europas tragen.Der warme Golfstrom, der die Küste streichelt, garantiert dabei ein mildes und ausgeglichenes Klima. Unzählbar viele Schafe und Kühe weiden genüsslich auf übersatten Wiesen neben zu Stein gewordenen Denkmälern – und zeigen sich auch bei noch so wüstem Regenschauer völlig unbeeindruckt. Der Namen des Burren Way in der Grafschaft Clare leitet sich von der wildromantischen Region ab durch die er sich schlängelt. „Burren“ kommt von „boireann“ ist ein gälisches Wort und bedeutet soviel wie „steiniger Ort“. Erst vor einigen Jahren hat die Landschaft den Status eines UNESCO-Global Geoparks erhalten.

Felsbastion im Atlantik

Als sei es nur eine Laune der Natur gewesen, verzieht sich die übermächtige Wetterfront über Lahinch. Ein kraftvolles Bündel an Sonnenstrahlen zerreißt die Wolkenfassade und verwandelt den Landstrich in ein Meer aus Farben. „Welcome to Irland“, röhrt ein älterer Herr mit wettergegerbtem Gesicht und freundlichem Lächeln. Welch ein Empfang. Anlaufzeit um sich hier wohlzufühlen braucht wirklich niemand. Die Rücksäcke mit dem Wichtigsten gepackt drehen wir Lahinch den Rücken und halten auf den Ort Liscannor zu, das mit den sehenswerten Überresten des Liscannor Castle gleich Anfangs zu punkten weiß. Entlang der Küstenlinie schweift der Blick nun weit über das Meer. Der Pfad wird schmal, die Landschaft wird zur Bühne, magische Momente entstehen. Die Cliffs of Moher – einfach spektakulär. 200 Meter hohe halsbrecherische Steilklippen, die sich vertikal wie eine Wand aus dem Ozean erheben. Erbost donnern die Wellen beständig-rhythmisch und mit aller Macht gegen die Klippen. Und darüber, da bieten unzählige Felsnischen abertausenden von Seevögeln einen sicheren Nistplatz. Was für ein Schauspiel. Bei gutem Wetter sieht man sogar weit draußen drei Felsen – die Aran Inseln. Wir fixieren mit dem O’Brien’s Tower die nächste Wegmarke, die uns die Richtung ins benachbarte Doolin zeigt. Wer hier gleich weiter wandert ist selbst Schuld. Denn Doolin gilt unbestritten als Zentrum der „Irish Musik“. Wir suchen uns eine Herberge und bleiben über Nacht. Besonders in den Sommermonaten ist der „Lieblingsort“ der Iren, also das Pub, brechend voll. Dann wird gefiedelt, gefeiert und natürlich getrunken was der Zapfhahn hergibt.

Landschaftsbilder wie von einem anderen Stern

Die Doolin Cave etwas außerhalb lockt am Morgen mit einer Besichtigung auf dem weiteren Weg gen Norden. „Mit rekordverdächtigen sieben Metern ist der „Great Stalactite“ der Größte in der nördlichen Hemisphäre“, erzählt Patrik, unser Höhlen-Guide, sichtlich mit Stolz. Von hier an betreten wir jetzt auch den „Burren“, die wahrscheinlich fremdartigste Landschaft von ganz Irland. Eine hunderte Quadratkilometer große Karstwüste, deren Entstehung auf die eiszeitlichen Gletscher zu datieren wäre. In den Rissen und Spalten der teilweise ein Meter tiefen zerfurchten Kalksteinterrassen sammelt sich Humus, aus dem wunderbar duftende Wildblumen wachsen. Es gibt Täler und unterirdische Wasserläufe, die sich über Nacht in einen See verwandeln können. Eine wirklich einzigartige arktisch-alpin-mediterrane Vegetation. Im Angesicht dieser bizarr anmutenden Mondlandschaft überrascht es umso mehr, dass hier bereits vor rund 6000 Jahren die erste Besiedelung stattfand. Sie errichteten mit den Felsen und Steinen Häuser und Höfe, begrenzten damit ihre Felder, bauten sogenannte  Ringwallanlagen für das Vieh und bestatteten ihre Angehörigen unter Dolmen (Gräbern). Der für Wanderer gut markierte Track folgt großteils  den fast vergessenen alten Handels- und Viehwegen, den sogenannten „Green Roads“, die dazu dienten die regionalen Märkte der Region zu verbinden. Es folgt Hügel auf Hügel, Fernsicht auf Fernsicht bis wir in Fanore ankommen. Das schmiegt sich mit einem für Irland untypischen Sandstrand inklusive einiger Sanddünen an den Atlantik. Zeit für eine Rast. Mal verschnaufen, Rucksack ablegen, großer Schluck aus der Trinkflasche – nur für einen beherzten Sprung ins kalte Meer, da fehlt uns heute doch der Mut.

Burg ahoi

Weiter entlang der Küstenlinie über den Black Head oder doch direkt durch das Landesinnere nach Ballyvaughan an die Galway Bucht. Wir entscheiden uns spontan für Variante zwei. Es ist noch niemand unterwegs an diesem Morgen als wir die Rucksäcke schultern. Über die „Green Roads“ geht’s durch die bizarre Steinlandschaft, im ständigen Auf und Ab dem Caher Valley entgegen. Das hält so manchen Wadenzwicker parat. Unendliches Wohlgefühl stellt sich in diesen Landschaften ein. Hier gibt es sie noch die Luxusgüter im Übermaß – nämlich Ruhe und Zeit satt. Wir durchqueren kleine Wälder, werden ständig von Vierbeinern begrüßt, die neugierig über Steinmauern gucken. Dann schiebt sich auch schon der eindrucksvolle Burgturm von New Town Castel in den Fokus. Die kleine Rast mit einem leckeren Imbiss im hiesigen Café haben wir uns wirklich verdient. Ballyvaughan ist nicht nur ein kleiner hübscher Ort, der verträumt an der Küste liegt, sondern auch Ausgangspunkt für ein weiteres Höhlenabenteuer. Die Aillwee Cave gilt neben der Doolin Cave als eine der berühmtesten Schauhöhlen Irlands und beweist uns nur noch einmal wie unerhört abwechslungsreich und spannend die Insel doch ist.

Im Herz der Burren

Unser Track zeigt nun gen Süden auf eine Hochfläche nach Carran. Es reihen sich Steinwälle an eingegrenzte Felder und Wiesen – ein echtes Labyrinth aus Wegen und wir denken uns: Wie mühsam es doch gewesen sein muss die Felsbrocken mit der Hände Arbeit aufzuhäufen. So auch das berühmte Caherconnell Fort. Das kreisrunde Bollwerk aus dem 5. Jh. beeindruckt alleine durch seinen Durchmesser von 140 Metern und einer Mauerdicke von bis zu 12 Metern. Überhaupt finden sich hier auf nur wenigen Kilometern unserer Wegstrecke eine überaus reiche Konzentration an Highlights. So auch die legendäre Poulnabrone Dolmen. Grabanlagen aus der Jungsteinzeit. Spektakulär ruhen tonnenschwere Steinplatten auf senkrecht stehenden Steinen. Einfach bewegend hier zu sein und das Ganze auf sich wirken zu lassen. Mittlerweile hat es auch angefangen zu regnen und wir drei sind froh bald schon in Carran gemütlich bei einem dunklen Stout mit Schaummütze im Trockenen zu sitzen. Auch auf der letzten Etappe ändert sich das Landschaftsbild kaum. Wirkliche Steigungen sind keine in Sicht. Vorbei an alten verfallenen Ringforts und durch duftende Wäldern geht’s zum Inchiquin Lough, einem Süßwassersee, und weiter zum Ziel in Corofin am südlichen Ende des Burren. Geschafft! Danke Grafschaft Clare, danke Westküste das war einfach nur Klasse!

Hauptstadt mit Aussichten

Unsere Tage auf der grünen Insel sind gezählt. Nicht ohne der Hauptstadt Dublin einen Besuch abgestattet zu haben. Das zeigt sich im direkten Vergleich zu anderen Europäischen Metropolen eher klein und fußläufig: Ob das weltberühmte Trinity College mit seinem „Book of Kells“, das Guinness Storehouse oder das quirlige Szeneviertel Tempel Bar – immer ist man unterwegs auf den Spuren großer Literaten wie Oscar Wilde, Samuel Beckett oder James Joyce. Was nur die wenigsten vermuten: Vor den Toren der Stadt lässt es sich prächtig wandern. Dafür nehmen wir bequem den Bus 31, der uns in weniger als einer Stunde auf die Halbinsel Howth befördert. „Bog of the Frogs Loop“, 13 Kilometer – also eine schöne Tageswanderung denken wir uns und folgen von da an dem violetten Pfeil. Schnell geht der Asphalt in einen steinigen Erdpfad über, der sich spektakulär an der Küstenlinie über den steilen Klippen entlang schlängelt. In der Ferne grüsst bereits Great Baily mit seinem gleichnamigen Leuchtturm. Der hat sich wirklich einen besonders exponierten Standort auserwählt. Wir durchqueren ein kleines Schatten spendendes Wäldchen, gelangen wieder an die Klippen, die hier und dort die Möglichkeit bieten auf Meeresniveau abzusteigen und ein Bad in den Fluten zu nehmen. Red Rock erreichen wir anschließend. Wunderbar rot leuchten hier die Felsen mit ihren bunten Flechten. Festhalten, aufpassen – hier ist besonders Trittsicherheit gefragt. Danach schwenken wir schon ins Landesinnere und queren die Halbinsel zurück bis zum Hafen. Wirklich, die Insel im Atlantik hat es in sich. Ihre wilden Landschaftsbilder, ihre Kultur, die Folkmusik, die grandiosen Gelassenheit, die immer und überall lockere Stimmung verbreitet. Da kommen wir drei doch gerne wieder. Versprochen.

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