Die beliebte Radrunde zeigt auf beeindruckende Weise die kulturhistorischen und natürlichen Sehenswürdigkeiten des Paderborner Landes. In herrlichen Landschaften durchradeln wir dabei grüne Wälder und saftige Wiesenlandschaften und genießen auf jedem Meter zurückgelegte Strecke den Wohlfühleffekt dieser Tour.
Text & Fotos: Klaus Herzmann
Parkähnlich zeigt sich das Paderborner Land, durchwoben von der sandigen Sennelandschaft und den Karsthochflächen des Eggegebirges. Eine Vielzahl kleiner Bächlein gurgeln munter durch die Felder und Wiesenlandschaften. Eine Landschaft zum Verlieben – und natürlich auch zum Radfahren. Ein reizvoller Rundkurs steht uns bevor, der bei der ersten Hälfte der Gesamtstrecke aber auch nicht mit Anstiegen spart. Dafür versprechen eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, sprudelnden Erholungsbädern aber auch kulinarischen Höhepunkten ein hohes Maß an Genuss & Erholung. Selbstverständlich kann der Tourenradler sich dort in den Sattel schwingen, wo es ihm gefällt, denn das Ziel bleibt das gleiche. Wir haben uns als Ausgangspunkt für Paderborn entschieden, der Stadt, die so wunderbar an den Paderquellen gelegen ist.
Grandioser Auftakt
Rund um die Bischofsstadt Paderborn gibt es eine Vielzahl von attraktiven Möglichkeiten sich den wunderbaren Landschaften zu nähern. Dabei ist die Region besonders stolz auf die in ihr schlummernden kulturellen Schätze, die es allerorts zu bestaunen gibt. Während vor den Stadttoren die Renaissanceschlösser entstanden, zeigten die stolzen Paderborner Bürger ihren Reichtum auf eine ganz andere – eine kunstreiche Art. Sie erfanden die Fachwerkfassaden mit herrlichen Schnitzereien. Bunte Bekenntnisse über Stand und Ansehen, überreich geschmückt mit Hirschen, Engeln und auch Teufelchen. Ein herrliches Beispiel erblicken wir in dem Adam-und-Eva-Haus – einem der ältesten Bürgerhäuser Paderborns von 1560. Das dreigeschossige Juwel erzählt die Geschichte vom Sündenfall Adam und Evas mit dem Ende der Vertreibung aus dem Paradies. Das gibt uns einen wunderbaren Einblick in die grandiose Architektur der Weserrenaissance. Und die ist untrennbar mit der Region verbunden. Heute fungiert der Bau als das Museum für Stadtgeschichte, das Interessantes zu erzählen weiß. Den sakralen Höhepunkt in der Innenstadt bildet hingegen der mächtige und stolze Dom. Eine Kathedralkirche mit einem markanten 93 Meter hohen Turm, in dessen Schatten sich eine Vielzahl an schmucken Bürgerhäusern ducken. Und fährt man nur ein paar Pedalumdrehungen vor die Stadt, wurzelt dort die ehemalige fürstbischhöfliche Residenz mit Schloß Neuhaus. Das stammt noch aus der Zeit der Weserrenaissance und ist mit seinem schönen Barockgarten ein herrlicher Ort zum Verweilen. Wir kehren der Stadt den Rücken und rollen Bad Lippspringe entgegen. Dazwischen zeigt das Eggegebirge sein unverwechselbares Gesicht, das uns die ersten Anstiege der Route beschert. Das Eggegebirge ist ein herrlicher Naturpark und bekannt für seine vielen Stauseen, den weitläufigen Moorlandschaften, Heide und Grünland. Eine Mittelgebirgslandschaft, die größtenteils von Schatten spendendem Mischwald bedeckt wird. Dort, wo uns das satte Grün wieder freigibt, liegt Bad Lippspringe. Die Kurstadt, an dessen Quellen schon Karl der Große und Papst Leo III gerastet haben sollen. Damals wurde die heilende Wirkung der Arminiusquelle amtlich bestätigt und der Ort entwickelte sich zu einem florierenden Heilbad. Bis heute versprechen Schwefelmoorbäder und Mineralquellen mit ihren umfangreichen Heilmethoden Linderung für so manches Wehwechen. Und wer jetzt schon müde Beine hat, dem empfehlen wir den Besuch in einer der Erholungsoasen – Entspannung garantiert. Wir schlendern indes durch den Park, erblicken den im gotischen Stil über der Liboriusquelle errichteten Pavillon und die Lippequelle. Darüber wacht die im 13. Jh. erbaute Burg, die mittlerweile eine Ruine ist und zu einer weiteren Wegmarke unserer Radreise wird.
Unterwegs im Wellenritt
Der Anstieg hinauf nach Altenbecken wird zum kleinen Wadenbeißer. Entschädigt werden wir mit der größten Kalksandsteinbrücke Europas, dem Altenbekener Eisenbahnviadukt. Auch eine alte Dampflok, vorbildlich restauriert, erinnert an die lange Tradition der schnaubenden Riesen. Uns zieht es vor der Weiterfahrt für eine kulinarische Exkursion in eine Metzgerei – den was wäre Westfalen ohne seine berühmte schmackhafte Schinkenspezialität? Mit seinem unverwechselbaren Aroma hat sich die Leckerei einen besonderen Namen gemacht. Schon im 12. Jh. war diese so bekannt, dass sie bereits überall am Niederrhein auf dem Markt angeboten wurde. Der unverwechselbare Geschmack rührt daher, dass die Schweine mit Eicheln gefüttert werden. Der Schinken wird zuerst eingepökelt, bevor er in Räucherkammern unter dem milden Rauch von Buchenspänen heranreift und somit sein wunderbares Aroma erhält. Gestärkt stapfen wir im Wellenritt neuen Zielen entgegen. Kleine Dorfgemeinschaften huschen an uns vorüber, verkehrsberuhigte Wirtschaftswege und schattige Alleen führen uns nach Lichtenau. Der Anstieg in die Gemeinde hat ganz schön Kraft gekostet. Erst einmal eine Ruhepause einlegen, bevor wir die weitere Strecke unter die Räder nehmen. Bevor das beliebte Bad Wünneberg erreicht ist, kehren wir für einen Moment im Frauenkloster Dalheim aus dem 13. Jh. ein. Dann erreichen wir unser nächstes Etappenziel. Der Luftkurort schmiegt sich wunderbar ins Aabachtal, wo in großer Menge auch heilbringende Quellen zu Tage sprudeln – und die Aabachtalsperre auch nicht mehr weit ist. In Bleiwäsche haben wir dann den höchstgelegenen Ort der Route erreicht. Damit sind auch die anstrengenden Anstiege passé, denn von hier an geht’s eher gemütlich weiter. Der Ort erinnert an ein Bleiwerk, dem zu ehren eine Skulptur erinnert. Auch die weitere Streckenführung lässt keine Wünsche offen. Wir durchradeln schöne Täler, queren die Gleise der Almetalbahn und kommen nach Büren. Die Stadt liegt idyllisch am Zusammenfluss von Alme und Afte, ist durch ihr Jesuitenkolleg berühmt geworden, das Anfang des 18. Jh. als schlossartige Anlage erbaut wurde.Mit der dazugehörenden Kirche ist sie eine der schönsten Barockanlagen Westfalens. Innen schmückt sie reiche Rokokodekors und bedeutende Deckengemälde. Überhaupt ist dieser Landstrich reich an kulturellen Prunkbauten. So auch die trutzige Wewelsburg, eine mittelalterliche Anlage im Stil der Weserrenaissance erbaut. Die Ecken wurden mit mächtigen Türmen betont, die an eine Bastion erinnern und uns angesichts ihrer Lage über dem Aalmetal zum Staunen bringt.
Zurück auf Los
Gemütlich radeln wir in großen Schleifen durch satt grüne Wiesen auf Borchen zu. Ebenfalls ein Luftkuort mit einem reichen Erbe aus prähistorischer Zeit. So finden sich überall im Umland bronzezeitliche Hügelgräber, Steinkistengräber und eine frühgeschichtliche Wallburg. Eine rasante Abfahrt trägt uns anschließend weiter ins benachbarte Salzkotten. Wie der Name bereits verrät – hier wurde Salz gewonnen. Und das bereits um 1160. Bis heute sind Teile der alten Stadtbefestigung erhalten geblieben, die als letzte Station auf dem Hellweg vor Paderborn galt. Zu sehen gibt es natürlich auch einiges: Das Gradierwerk mit Wasserrad, die Ölmühle, aber auch die Ruinen der Burg. Langsam radeln wir auf vorbildlich ausgebauten Wegen ins Delbrücker Land hinein. Das präsentiert sich mit Jahrhunderte alten Eichen, die Spalier stehen auf der Weiterfahrt nach Delbrück. Entstanden ist der Ort um die Kirche St. Johannes, eine hübsche Gewölbebasilika. Wahrzeichen ist der hohe Turmhelm obenauf, eines der letzten Beispiele dieser Bauart in Westfalen. Die einstige Kirchburg umgibt ein Ring aus wunderbaren Fachwerkbauten aus den 17. Jh. – und kleine Cafés runden das gemütliche Ensemble ab. Entspannt setzen wir die Fahrt fort und erreichen als letztes Etappenziel Höfelhof. Das gilt als der zentrale Ort der Senne, deren typische Landschaft besonders im Naturschutzgebiet Moosheide deutlich wird. Besonders gefällt uns hier das Heimathaus. Jung und Alt lernen auf ungezwungene Weise in den Werkstätten des Hauses die handwerklichen Tätigkeiten vergangener Tage. Versuchen Sie doch einmal ihr handwerkliches Talent beim Sensen dengeln oder Brot backen. Die Sennelandschaft ist eine einmalige Region und die nährstoffärmste Landschaft in Nordrhein-Westfalen. Die von den Eiszeiten geformte Gegend enthält neben dem Kalkrücken des Teutoburger Waldes auch Gletschermoränen und riesige Sandablagerungen mit Bachtälern und großen Dünen. Ruhige Wege bringen uns nun wieder zurück nach Paderborn. Hier schlendern wir an den Paderquellen vorbei zum Dom, satteln ab und sind glücklich über viele erlebnisreiche Tage auf der Paderborner Land Route.
Infos
Anreise
Flixbus, Gut & Günstig: z.B. von München, Bonn, Hamburg, Frankfurt, Saarbrücken nach Paderborn. www.flixbus.de
Wegen dem Rundkurs bietet sich auch die Anreise mit dem eigenen Pkw an. Paderborn liegt verkehrsgünstig an der Autobahn A 33.
Sehenswertes
Paderborn: Dom mit Museum, Marktkirche, Paderquellen, Schloss Neuhaus, Innenstadt, Adam-und-Eva-Haus
Bad Lippspringe: Lippequelle mit Burgruine, Arminus-Brunnen-Tempel, Kaiser-Karls-Trinkhalle
Altenbeken: Eisenbahnviadukt, Denkmal Lokomotive
Lichtenau: Burg zu Lichtenau
Bad Wünnenberg: Ohrmackers Mühle, Historischer Wehrturm, Pestkreuz
Büren: Rathaus, Burg, Jesuitenkirche, Niedermühle, ehem. Jesuitenkolleg, Wewelsburg
Borchen: Der Mallinckrodthof, Kirche St. Michael
Salzkotten: Hexenturm, Brunnenhaus, Historischer Speicher
Delbrück: Römerlager Anreppen, Kirche St. Johannes mit Turmhelm
Hövelhof: Heimathaus mit Backstube, Fachwerkbauten
Streckencharakter/ Beschilderung
Der Route führt fast ausschließlich über separate asphaltierte Radwege/Wassergebundene Decken und verlangt wegen seiner zum Teil steilen Anstiege eine gute Kondition. Auf dem gesamten Rundkurs begleitet den Tourenradler das auffällige blaue quadratische Schild mit breitem Schriftzug.