Trekking auf Sri Lanka

Ein fernes subtropisches Eiland umgarnt vom azurblauen Indischen Ozean mit endlosen Sandstränden, sagenumwobenen Königsstätten und immergrünen Landschaftsbildern weckt paradisische Gefühle. Wer dann noch die Trekkingschuhe schnürt und das ehemalige Ceylon auf Schusters Rappen erkundet, der erlebt nicht nur freundlich-lächelnde Menschen, sondern auch den ganzen Facettenreichtum Sri Lankas.

“Der Reisende sieht Dinge, die ihm unterwegs begegnen, der Tourist sieht das, was er sich vorgenommen hat zu sehen.” Mit diesem Zitat des englischen Schriftstellers G.K. Chesterton im Gepäck haben wir uns auf den Weg nach Asien gemacht. Wer schon einmal in Sri Lanka sein durfte, der weiß, dass diese wunderbare Insel vor allem auf Grund ihrer Farbigkeit in der Erinnerung eines Jeden haften bleibt. Das kristallklare Meer, Strand, hohe Berge und tiefe Schluchten, Kulturschätze en masse, Palmen, die sich im Rhythmus des Windes wiegen und leuchtende Teeplantagen. Die Liste der Schönheiten könnte man wahrscheinlich beliebig fortsetzen. Allerdings sind auch noch andere Bilder aus jüngster Zeit präsent. Bilder vom Bürgerkrieg und nicht zuletzt die zerstörende Naturkatastrophe von 2004. Der Tsunami, der ganze  Regionen verwüstete. Dabei fasziniert, wie die Menschen trotz und vor allem wegen der Umstände ihr Leben mit ihren Familien meistern und dabei nie die Gastfreundschaft gegenüber einem Reisenden aus den Augen verlieren.

Anreise mal anders…

Schlafen konnten wir sowieso nicht. Vor und hinter uns hatte sich eine Gruppe Singhalesen auf dem Flug von Delhi nach Colombo nieder gelassen. Über unsere Köpfe hinweg diskutierte man lautstark, lachte und nahm von uns Europäern keine Notiz. In Gedanken waren wir noch in den vollen Gassen von Delhi, streiften durch die wunderbaren Gärten des Taj Mahal in Agra bis der Flugkapitän uns jäh aus den Träumen riss. Seine durchdringend hohe Stimme verkündete, dass wir leider Notlanden müssten. Wir sollten uns doch aber bitte keine Sorgen machen. Schlagartig waren auch die eben noch so quirligen Kerle muxmäuschenstill. Erster Gedanke: “Gut sind wir noch nicht über dem Meer!” Als wäre es das normalste auf der Welt landeten wir auf einem kleinen Provinzflughafen. Stunden später kam eine neue Maschine, die uns dann endlich, wenn auch mit erheblicher Verspätung, nach Colombo in die Hauptstadt von Sri Lanka brachte.

Erste Eindrücke

Es ist Mitte März, die Temperatur liegt bei 31 Grad und die Luftfeuchtigkeit an der Westküste bei satten 90 %. Tropisch. Colombo ist interessant: Regierungspalast, der Gangaramaya-Tempel – ein Fundus aus Allerlei sollte man gesehen haben. Den größten Teil der Reise möchten wir allerdings im Hochland verbringen, bei Wanderungen und niedrigeren Temperaturen als an der Küste. Schon früh am Morgen stehen wir auf dem Bahnhof, kaufen für ein paar Rupien unser Ticket und sitzen wenig später im Zug. Ein Modell was eigentlich in das Museum gehört und nicht auf die Schiene. Aber eine Fahrt mit der Nostalgiebahn in das Hochland gehört unbedingt zu einer Sri Lanka Reise dazu. Pünktlich geht’s unter lautem Geratter aus dem Bahnhof hinaus. Wunderbare Landschaften schieben sich gleich in den Focus, der Bordmechaniker legt am Deckenventilator noch einmal Hand an – alles gut jetzt. Von Station zu Station füllt sich das Abteil, fliegende Händler bieten Getränke und Leckereien an und nach Stunden des Unterwegsseins erreichen wir dann auch Hatton. Ein Taxi befördert uns in das nahe gelegene Dalhousie – dem Ausgangspunkt zur Besteigung des Adam’s Peak. Wir beziehen Quartier, erkunden den Ort und organisieren uns für den nächsten Morgen. Und der kommt schneller als gedacht. Um 2.15 Uhr. Für alle die nicht gerade mit Brötchen backen ihr Geld verdienen eine echte Unzeit. Schlaftrunken setzen wir uns in Bewegung und staunen nicht schlecht über die Lichterkette, die sich wie ein leuchtender Riesenwurm vom Einstieg bis zum Gipfel schlängelt.

Himmelsleiter

Der Adam’s Peak ist ein heiliger Berg. Eine Pilgerstätte von Hindus, Buddhisten, Muslimen und Christen zugleich. Denn auf dem Gipfel mit seinen stolzen  2.243 Metern Höhe steht ein bewohntes Kloster in dem sich ein 1,60 Meter langer Fußabdruck befindet. Sri Pada, der von den Buddhisten als der Fußabdruck des Buddha verehrt wird. Muslime sehen darin den Fußabdruck von Adam, Hindus den von Shiva und die Christen den des heiligen Thomas. Wir durchlaufen den Ort, streifen einen Tempel mit einer großen Buddhastatue, überqueren die Brücke schwenken nach rechts und sind am Einstieg. An Gleichgesinnten fehlt es wahrlich nicht. Ein friedliches Durcheinander aus aller Herren Länder ist in der Nacht unterwegs. Dazwischen Lastenträger mit übergroßen verzurrten Stoffballen auf dem Kopf. Rechts und links flankieren grellbunte Souvenirbuden den Weg. Wir nehmen die ersten von rund 5.000 zu erklimmenden Stufen unter die Sohlen. Schritt um Schritt geht es vorwärts, nur nicht all zu lange rasten, schließlich wollen wir rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel stehen. Immer wieder erblicken wir Herbergen, wo eine Großzahl von Einheimischen auf Bastmatten schlafen. Menschen, die bis zu drei Tage benötigen, um den Aufstieg zu meistern. Darunter Greise, gebückte alte Frauen barfuss oder in Badelatschen unterwegs, Mütter mit zwei Kindern auf Rücken und Brust verteilt. Der Adam’s Peak fordert jährlich seinen Tribut, denn Dutzende sterben beim Aufstieg an Erschöpfung. Je höher wir steigen, umso steiler werden die Stufen. Manches mal sind es Absätze, die auch uns aufstöhnen lassen. Die letzte Teebude zeigt uns, dass wir ganz nahe am Ziel sind. Nochmals wird es steiler, eine Spur für nach oben, eine für nach unten. Nichts geht mehr, Stillstand, irgendwo hängt es. So, oder so ähnlich, müssen sich wohl die Everstbesteiger am Hillary Step fühlen. Dann sind wir endlich auf dem Gipfel. Ein Durchkommen ist wegen den Menschenmassen kaum möglich. Die Ersten rufen schon euphorisch: „Sadhu, Sadhu, die Sonne geht auf,“ blickend auf den dreieckigen Schatten des Berges auf der Westseite. Wir beäugen den Fußabdruck und genießen im Anschluss die Ruhe und das Landschaftspanorama auf der anderen Seite. Den Abstieg gehen wir gemütlich an, rasten hier und dort, verfolgen das unglaubliche Treiben, trinken Tee. „So eine verrückte Bergbesteigung haben wir in unserem ganzen Leben noch nicht unternommen,“ sagt Manuela – wir wollten diese Erfahrung aber auch um keinen Preis missen.

Sir Thomas Lipton lässt bitten

In unserer gemütlichen Hütte bleiben wir noch zwei weitere Tage und nehmen dann den Zug von Hatton nach Haputale. Nach 3 ½ Stunden rollen wir in den Bahnhof von Haputale ein. Der, so scheint es, hat nichts von seinem Kolonialen Charme in den letzten 100 Jahren eingebüsst. Wir verhandeln mit einem Tuk Tuk Driver. Das sind dreirädrige knatternde Gefährte und eine gute günstige Alternative zum bekannten Taxi. Bis wir das Gepäck verstaut haben dauert eine Weile. Dann sitzen wir drei auf der Rückbank eingequetscht wie Sardinen in der Dose. Die Fahrt dauert nur kurz und schon erblicken wir Dias Rest, unsere Unterkunft für die nächsten Tage. Alleine die Lage ist atemberaubend. Gelegen mitten in den Teeplantagen und mit einem unglaublichen Ausblick in die Tiefebene gesegnet. Auch die Temperaturen sind auf 1.450 Meter sehr angenehm. Wir lernen die ganze  Familie kennen, checken ein und rüsten uns für die erste Wanderung auf den Hausberg – den Eaglerock. Die Panoramasicht wird hier noch einmal überboten bevor wir kurz vor Sonnenuntergang zurück in unserem kleinen Bungalow eintreffen. Mit großer Spannung blicken wir der morgigen Wanderung durch die berühmten Lipton Teeplantagen entgegen. Dann schlafen wir ruhig und zufrieden ein. Geweckt werden wir von den Hutaffen, die über unser Dach tollen. Wir schnüren unsere Wanderschuhe und sind gleich mittendrin in der Plantage.

Der Engländer Sir Thomas Lipton hatte 1890 eine Vision. Jeder, egal aus welcher sozialen Schicht, sollte Tee genießen dürfen. Bis zu dieser Zeit war es alleinig den Reichen vorbehalten. So erwarb er rund um Haputale im großen Stil Teeplantagen, die bereits schon 1824 von seinen Landsleuten angebaut wurden. Damit hebelte er geschickt den Zwischenhandel aus, was sich natürlich spürbar auf den Teepreis auswirkte. Inzwischen ist Lipton Tee so berühmt, das er in über 160 Ländern serviert wird.

Es scheint hier alles intensiver zu leuchten als das bei uns der Fall ist. Die Farbenpracht ist einfach unglaublich. Langsam schlenden wir über schmale Pfade, die auf der Straße enden, um wenig später wieder in die Plantage einzutauchen. Erst eben, dann leicht ansteigend verläuft der Weg. Dazwischen winken uns die bunt gekleideten Pflückerinnen zu, die geschickt und emsig die Teeblätter einsammeln. Ein kleiner Grenzposten mit einem Schlagbaum verlangt eine kleine Gebühr bevor wir das letzte Stück des Aufstieges zum Lipton’s Seat bewältigen. Den krönt eine Bronzestatue von Sir Lipton, der, so sagt man uns, sich an dieser Stelle gerne niedergelassen hat, um über seine Teeplantagen zu wachen. Auf dem Rückweg verweilen wir an verschiedenen Teewiegestationen, werden immer wieder freundlich von Kindern angesprochen bis wir vor der Tea Factory stehen, die man sich unbedingt ansehen sollte.  Bei einer Führung durch das Unternehmen erfahren wir alles darüber wie die Teeblätter zu dem Tee werden wie wir ihn kennen – Eindrücke, die wir so schnell nicht vergessen werden.

Alles hat ein Ende

Gegen Abend sind wir wieder zurück in unserer Unterkunft und Viraj, der Sohn von Dias, fragt uns, ob wir denn nicht auch hier zu Abend essen möchten. Gesagt getan. An der großen Tafel, die reichlich gedeckt ist mit Leckereien, haben auch mittlerweile andere Reisende Platz genommen. Die Stimmung international, Mamas Essen großartig und bei mir persönlich weckt es Backpackergefühle, die ich schon lange nicht mehr gespürt habe. Man redet miteinander, keiner liebkost sein Smartphone. Wir sind: Eine Welt. Viraj erzählt uns, dass er gerade anfängt Mehrtageswanderungen für Gäste zu organisieren. “Ich glaube da müssen wir noch einmal wieder kommen” sage ich lachend. Die Zeit verläuft wie immer viel zu schnell und so machen wir uns langsam auf den Rückweg nach Colombo. Einen letzten Zwischenstopp legen wir an der Küste in Matara ein. Suchen uns ein kleines Hotel direkt am Strand. Gehen schnorcheln und genießen das azurblaue Meer, den Wind in den Palmen und die letzten Tage auf Sri Lanka. Mit dem Zug geht es zurück nach Colombo und weiter zum Flughafen. Wir sind uns einig. Sri Lanka ist ein unglaublich facettenreiches Land, in das wir schon bald gerne wieder zurückkehren werden.

Infobox

Charakter

Sri Lanka bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten für den individuellen Wanderer. Hat man es in der Ebene noch mit Subtropischen Temperaturen zu tun, so ist es in der Bergregion immer um einige Grade kühler und angenehm. Nach Sonnenuntergang kann es sogar richtig kalt werden, wobei dementsprechend die Ausrüstung angepasst werden sollte. Gibt es eine beste Reisezeit? Auch hier gibt es Wetterkapriolen dahingehend, dass zum Beispiel im offiziellen Regenmonat Mai nur wenige Tropfen fallen.

Tourenvorschläge

Adam’s Peak: Trekking zum Sonnenaufgang auf den heiligen Berg, mittelschwer, ab Dalhousie bis zum Gipfel über ca. 5.000 teilweise sehr steile Stufen ca. 8 Stunden mit Rückweg.

Lipton’s Seat: Trekking durch die weltberühmtenTeeplantagen, leicht, ab Dias Rest (4 km außerhalb von Haputale gelegen), mäßig ansteigend, ca. 20 km mit Rückweg (Teilstrecke kann auch mit Tuk-Tuk überbrückt werden).

Eaglerock: Der Hausberg von Dias Rest, leicht, ca. 2 Stunden mit Rückweg.

Bücher und Karten

Reiseführer Sri Lanka, ISBN: 978-3-8317-2674-5, 22,50 Euro, Landkarte, ISBN: 978-3-8317-7282-7, 15 Euro, www.reise-know.how.de

Ausrüstung

Zu der richtigen Ausrüstung gehören: Leichte Wanderschuhe mit Profilsohle, Tagesrucksack, Tagesproviant (wobei bei Besteigung des Adam’s Peak viele Essen-/Getränkestände am Wegesrand liegen), warme Jacke und Fleece, Trinkflasche, Erste-Hilfe-Paket, Regenkleidung, Sonnenschutz.

Anreise

Z.B. Air India über Delhi nach Colombo täglich von Frankfurt.

Visum

E-Visum Sri Lanka ETA, www.visum-international.de

Übernachtung des Autors

Haputale: White Monkey – Dias Rest, Tel. +94 (0) 575681027
www.diasrest.haputale.de

Matara: Hotel Beach Inns, Tel. +94 (0) 412226356, www.beach-inns.com

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