Wandern auf dem Eppinger-Linien-Weg

Die kulturhistorische Route durch den Naturpark Stromberg-Heuchelberg folgt einer bis heute gut sichtbaren Verteidigungslinie aus dem 17. Jh. Dabei schließt sie so manche Überraschung mit ein: Atemberaubende Aussichten, urige Einkehrmöglichkeiten aber auch herausgeputzte Fachwerkperlen garantieren hier ein unvergessliches Wandervergnügen.

Mit seinen rund 40 km ist der Eppinger-Linien-Weg zwischen Eppingen und Mühlacker nicht gerade ein Riese unter den Wanderrouten in Baden-Württemberg. Aber genau das macht ihn so sympathisch und wurde auch mit dem Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet. Sind es die abwechslungsreichen Naturlandschaften oder die reizvollen Ausblicke? Oder solche kulturellen Bonbons wie das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Maulbronn? Aber was wäre diese Tour ohne seinen flankierenden geschichtlichen Hintergrund als an dieser Wegmarke vor mehr als 300 Jahren der französische Erbfolgekrieg tobte. Davon zeugen bis heute eine Fülle von Zeitzeugen wie rekonstruierte Palisaden und Wehrtürme. Gewiss, spannend bliebt es hier – und zwar auf jedem einzelnen Meter Wegstrecke.

Wanderschuhe an und los

Der Auftakt in die Wanderung bildet die beeindruckende Fachwerkperle Eppingen. Die Stadt liegt zwischen Odenwald und Schwarzwald mitten im Kraichgau in der Region Heilbronn-Franken. Deren Slogan: „Fachwerkstatt mit Pfiff“. Umsäumt von einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete in Baden-Württemberg erfreut sie sich ihrer 1000jährigen Geschichte. Urkundlich erstmals im Jahre 985 erwähnt finden sich allerdings Spuren, die bis in die Jungsteinzeit zurück reichen. Das allerdings verwundert niemanden, denn das milde Klima und die fruchtbaren Lössböden bescherten den Menschen gute Anbaumöglichkeiten und sicherten somit das Alltagsleben in der Region.

Ganz besonders ist Eppingen durch die Vielzahl historischer Fachwerkbauten bekannt geworden. Dabei umringen den Pfeifferturm  eine Menge an prachtvoll-herausgeputzten Fachwerkhäusern, die noch aus der Blütezeit der Stadt stammen. Wir schultern den Rucksack am Stadion und folgen zugleich der auffälligen Beschilderung mit dem hölzernen Wachturm. Noch nicht wirklich lange unterwegs- und schon warten auch bereits der erste Höhepunkt auf uns Wanderer.

Spurensuche inmitten des Naturidylls

Schattenspendender Wald verschlingt uns und führt zu der ersten Infotafel mit viel Wissenswertem. Der wunderbar präparierte Waldpfad führt zur Himmelsleiter, wo wir jede einzelne Stufe sportlich bis hinauf erzwingen. Erst einmal einen langen Schluck aus der Trinkflasche bevor wir weiter des Weges ziehen. Nicht verpassen sollte man auch den ausgeschilderten kurzen Abstecher zum „Kraichgaublick“ – einfach herrlich diese Aussicht ins Umland. Nächster Anlaufpunkt ist der Wanderparkplatz Ottilienberg, wovon sich linker Hand die Etappe auf einem Forstweg fortsetzt und geradewegs auf einen rekonstruierten Wachturm, eine sogenannte „Chartaque“, zuläuft. Das gesamte Bollwerk der Eppinger Linien, welches 1695 unter dem „Türkenlouis“ erwuchs, bestand aus einem aufgeschütteten Wall, einem 40 Meter breiten Verhack aus Ästen und Baumstämmen und einem tiefen Graben. Geschützt wurde das Abwehrsystem durch eine Vielzahl turmartiger Wachtürme, die eine Höhe von 12 Metern erreichten und einen guten Überblick verschafften. Grund für diese Mühe waren die Französischen Truppen von Ludwig dem XIV, die immer wieder in Folge des Erbfolgekrieges den Rhein überquerten und die hiesige Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzte. Eine Geschichte, die uns jetzt weiter zu der bemerkenswerten Skulptur „Arm und Reich“ führt die mit dem Pendant „Baueropfer“ weitere bemerkenswerte Akzente auf dem Eppinger-Linien-Weg setzt.

Himmel auf Erden

In moderatem Landschaftsprofil geht es am westlichen Waldrand nach Kürnbach, wobei uns hier die „Hessenkelter“ und das Rathaus mit seinem Fachwerkaufsatz besonders gut gefallen. Dann geht’s bergauf zum Leonbronner Sportplatz und erneut am Waldrand entlang der Skulptur „Mühsal“ entgegen. Sternenfels steht nun auf dem Programm mit seinem markanten Schlossbergturm, ein 14 Meter hoher Wasser- und Aussichtsturm, der auf dem 375 Meter hohen Schlossberg im Stile eines Bergfrieds erbaut wurde. Im Turm befindet sich auch die Ausstellung zur Geschichte der Herren von Sternenfels und zur Geologie vom Stromberg und Heuchelberg. Im „Siehdichfür“ schwenken wir nach rechts, passieren einen Weiher, steigen bergan und genießen oben angekommen den Blick über weite Streuobstwiesen. Erst dann laufen wir auf Diefenbach zu, wo wir im Weingut Häussermann Quartier finden. Und es uns ausgiebig in gemütlicher Atmosphäre und mit Kulinarischem aus der Küche gut gehen lassen. Dazu ein Gläschen Trollinger oder Lemberger – wunderbar. Wie geht’s von hier weiter? Erst einmal bergauf zum Scheuelberg, wo wir von der Hangkante die schöne Fernsicht genießen dürfen. Dort wo sich wenig später der Wald öffnet fällt der Blick auf Maulbronn und dessen gleichnamig berühmtes Kloster. Ein wirklich ganz besonderer Höhepunkt auf dem Eppinger-Linien-Weg. Diese Steine haben Raubzüge, politische Wirren und Glaubenskriege überstanden und immer wieder den Neuanfang geschafft. Man stelle sich vor, diese starken Mauern könnten sprechen. Ein Ort, der seit über 800 Jahren die Seele der Menschen ergreift. Mitte des 12. Jh. gründeten die Zisterziensermönche das Kloster. Man wollte seinerzeit unabhängig bleiben und nicht von der Arbeit anderer Leben. Die Mönche waren also Selbstversorger, Handwerker, stauten Seen auf und schufen ein einzigartiges Wassersystem. Wichtig war auch der Weinbau, das Standartgetränk jener Zeit und natürlich der Kräutergarten, welche Traditionen bis zum heuten Tag weitergetragen wurden. Dabei ist Maulbronn die am besten erhaltene Anlage nördlich der Alpen wo eben dieser Grundgedanke noch sichtbar ist und wurde wahrscheinlich deshalb UNESCO Weltkulturerbe. Besonders inspiriert die Kirche, ein romanisch-gotisches Meisterwerk, das jeder gesehen haben sollte bevor es zurück auf den Wanderweg geht.

Schön Wandern bis zum Schluss

Die Beschilderung könnte besser nicht sein und wir folgen dieser nun auf den breiten Forstweg, der wenig später in einen Pfad mündet und in den Wald eintaucht. Nach der Querung der Straße, bietet sich uns die Möglichkeit einen Abschnitt des Schanzengrabens zu erforschen. Was die Frage aufwirft, wie sich wohl die französischen Fußsoldaten jener Zeit gefühlt haben müssen, wenn sie gegen dieses schier unüberwindbare Bollwerk anstürmten. Von hier an geht’s auf der direkten Walllinie in einen wunderbaren Wald mit uralten Solitärbäumen. Hier lohnt ein kleiner Abstecher auf den Sauberg, wo noch deutlich die freigelegten Umrisse einer Sternschanze zu erkennen ist. Auf dem Hauptweg halten wir nun erneut auf eine Reihe mit Palisaden und einem Wachturm zu, wo es sich vortrefflich picknicken lässt. Und erst der Ausblick, der mit Mühlacker und dem Erlenbachtal im Blick bereits die verbleibende Strecke auf dem Eppinger-Linien-Weg einläutet. Weitere Skulpturen begleiten uns flankierend zum Stadtrand von Mühlacker, der größten Stadt des Enzkreises. Hier überragt die Burgruine Löffelstelz die Stadt, welche auf eine spannende Geschichte zurückblicken darf. Auch als Burg Dürrmenz bekannt wurzelt die bis heute auf 280 m ü. NN und badet ganz bezaubernd im Abendlicht. Hier streifen wir den Rucksack von der Schulter und sind dankbar über die grandiosen Tage auf dem historisch-bewegten Eppinger-Linien-Weg den nur nur jedem wärmstens weiterempfehlen möchten.

Infobox

Charakter

Der Eppinger-Linien-Weg verläuft über rund 42 km von Eppingen nach Mühlacker. Den Wanderer erwartet neben der perfekten Ausschilderung ein gut ausgebautes Wegesystem, das keine Wünsche offen lässt. Wegen dem moderaten Landschaftsprofil und den Gesamtanstiegen von nur 600 HM ist die Tour auch Familien mit Kindern sehr zu empfehlen. Möglichkeiten zur Einkehr unterwegs gibt es ausreichend.

Anreise/ Abreise

Auto: Eppingen liegt verkehrsgünstig an der Bundesstraße B293 als Ost-West-Tangente von Heilbronn nach Karlsruhe. Über die BAB 6 und den Autobahnzubringer L 1110 ist der Startpunkt nach ca. 7 km erreicht. Parken: Stadion Eppingen.

Bahn: Mit der Albtal-Verkehrsgesellschaft ob von Heilbronn kommend oder aus süd-westlicher Richtung wie Baden-Baden und Karlsruhe – mit der S4 Stadtbahn geht es direkt nach Eppingen.

Aus Mannheim, Heidelberg und Sinsheim hingegen fahren Züge direkt zum Ziel.

Rückreise

Mit der Regionalbahn von Mühlacker nach Bretten, umsteigen auf die S4 nach Eppingen. Fahrzeit ca. 30 min

Ausrüstung

Leichter Wanderschuh, Tagesrucksack mit Proviant und Trinkflasche, Sonnenschutz, Mütze und kleines Erste-Hilfe-Set.

Literatur

Der Flyer kann kostenfrei über die Kraichgau-Stromberg Tourismus e. V., www.kraichgau-stromberg.de verschickt werden oder einfacher Download der Wanderkarte. Ebenso ist diese am Ausgangspunkt Eppingen bei der Touristinformation am Marktplatz oder im Stadt- und Fachwerkmuseum erhältlich.

Infos

Kraichgau-Stromberg Tourismus e. V., Melanchthonstraße 3; 75015 Bretten, Tel: +49 7252 96 33 0, www.kraichgau-stromberg.de; Naturpark Stromberg-Heuchelberg e. V., www.naturpark-sh.de

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