Von Frankreich durch das Saarland und die Nordpfalz bis hinein ins Naheland verläuft die wunderbare Qualitätsroute entlang der Flüsschen Blies und Glan. Dazwischen reihen sich wie auf eine Perlenschnur gefädelt nicht nur grandiose Landschaftsbilder, sondern auch kulturell hochinteressante Dörfer und Städtchen.
Der grenzüberschreitende Glan-Blies-Radweg geht über rund 130 km vom lothringischen Saargemünd durch das Bliestal und anschließend quer durch das Kuseler Musikantenland am Glan entlang bis nach Staudernheim an die Nahe. Die Orientierung fällt leicht, man folgt einfach dem Fluss. Der hat hier für den Radreisenden ein moderates Landschaftsprofil geschaffen. Damit lädt die ansprechende Route auch Familien mit Kindern ein, diese Region aus der Sattelperspektive zu erkunden. Über weite Strecken führt der Weg über stillgelegte Bahntrassen besser gesagt neben der Draisinenbahn entlang, die parallel zum Radweg verlaufend sich allergrößter Beliebtheit erfreut.
Zum gemütlichen Einrollen
Die Stadt Bad Sobernheim liegt im Landkreis Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz und ist Ausgangspunkt unserer geplanten Radreise. Der Ort hat gleich zu Anfang schon wahrlich viel zu bieten. Das äußert sich besonders eindrucksvoll im Freilichtmuseum, das malerisch in einem Seitental der Nahe seinen Bestimmungsort gefunden hat. Auf sehr anschauliche Weise wird dem Besucher das Leben der letzten 500 Jahre in Rheinland-Pfalz vermittelt. Gleich vier Museumsdörfer mit Dorfschmiede, Kaufmannsladen, Wassermühle, Schulhaus, Friseursalon aber auch Fleischerei und Backhaus dürfen hier nicht fehlen. Ein Zeitensprung in eine Welt grandioser Fachwerkbauten wie man sie nicht schöner darstellen kann. Die anderen Attraktionen wie den Barfußpfad oder den Disibodenberg wo einst Hildegard von Bingen wirkte sparen wir uns für das Ende unserer Reise auf dem Glan-Blies-Radweg auf. Am Morgen steuern wir unsere Räder zum Bahnhof in Bad Sobernheim und fahren entspannt mit dem Zug über Saarbrücken zum Ausgangspunkt ins französischen Sarreguemines. Die Stadt liegt an der Mündung der Blies in die Saar und ist bekannt durch die Keramikindustrie. Hier sollte man nicht direkt losradeln, sondern sich in aller Ruhe die Stadt mit bekannten Bauwerken wie dem Casino am Saarufer oder auch dem Justizpalast ansehen. Unbedingt sehenswert ist auch die Bliesmühle. Dieser Standort war zwischen 1825 und 1869 einer der zahlreichen Fertigungsstätten der „Fayencerie“ von Saargemünd. In der Mühle, in der heute ein Museum für Keramiktechniken untergebracht ist, befanden sich früher die Maschinen zur Herstellung der Keramikmasse. Im Außenbereich hat sich die Natur hingegen auf den Ruinen breit gemacht. Duftende Gärten erwarten den Besucher, eine echte Symbiose aus Vergangenheit und Gegenwart.
Sanfte Hügelketten in der Schatzkammer Bliesgau
Durch das herrliche Biosphärenreservat Bliesgau rollen wir auf besten Radwegen von Gersheim auf Blieskastel zu. Einst vom Bergbau dominiert, künden in der Saarpfalz nur noch wenige Relikte von dieser Zeit. Obstbau prägt hingegen heute das Landschaftsbild. Besonders Äpfel reifen im Bliesgau, dieser sanften Hügellandschaft mit ausgedehnten Wiesen und Wäldern, in denen mancherorts sogar Orchideen blühen. Die Deutsch-Französische Grenze liegt schon ein paar Pedalumdrehungen hinter uns. Kleinstdörfer huschen an uns vorüber, bevor wir unser Etappenziel Blieskastel ausmachen. Die historische Perle ist Teil der Barockstraße. Die malerische Altstadt mit Innenhöfen, Brunnen und ihren Barockbauten ist über die Grenzen hinaus bekannt und beliebter Treffpunkt. Hier radeln wir nicht weiter, sondern bleiben über Nacht. Auf einem Bergkegel thront das Schloss mit malerischer Orangerie. Einst war Blieskastel Residenzstadt des Grafen Franz Carl von der Leyen, dessen Witwe nach seinem Tode nicht nur die Regentschaft übernahm, sondern auch die Stadt zu einem barocken Schmuckstück umbaute. Soviel Kultur macht hungrig. Wer gerne deftig, rustikal und landestypisch speisen möchte, dem empfehlen wir hier das Restaurant „Hofbräustube am Platzl“. „Hoorische“, Kartoffelklöße mit einer Speckrahmsauce oder die ebenfalls hausgemachten „Gefillde“, gefüllte Klöße, sind nicht nur superlecker, sondern auch Langzeitenergiegeber für die weiteren Kilometer auf dem Glan-Blies-Radweg.
Zeitensprünge aktiv erleben
Schon Kelten und Römer schätzten das liebliche Bliestal. Wie sie lebten, das zeigen die Fundstätten von Schwarzenacker auf bemerkenswerte Weise. Das Römermuseum bietet hier eine einmalige Gelegenheit in die Geschichte der damaligen Besatzer einzutauchen. Wir schreiben das Jahr 275/276 n. Chr. Flammen erlöschen, dunkler Rauch verzieht sich und das ganze Ausmaß der Zerstörung nach dem Überfall der Alemannen wird sichtbar. Die unter Kaiser Augustus gegründete florierende Handelsstadt liegt danieder – ausgelöscht. Einige Häuser und Kellergewölbe haben den Ansturm aber überstanden und sind bis heute dem Zeitenreisenden zugänglich. Freigelegte, teilweise rekonstruierten Gebäude und Häuserfassaden, überdachte Gehsteige, Straßenzüge und Kanäle vermitteln einen grandiosen Einblick in den Alltag einer gallorömischen Stadt von vor 2.000 Jahren. Beeindruckt setzen wir die Fahrt fort und verabschieden uns hier von der Blies, dem längsten Fluss im Saarland. Auf asphaltierten Wegen am Waldrand entlang halten wir auf Homburg zu. Schloss und Festung thronen auf einem mächtigen Bergrücken, darunter liegt der Marktplatz mit dem Rathaus, ein Brunnen rundet das Gesamtbild ab. Die Hauptattraktion in Homburg allerdings bleibt erst einmal dem Besucher verborgen. Das besondere hier ist nämlich das Innenleben des Berges mit seinen fantastischen Schlossberghöhlen. Es sind die größten Bundsandsteinhöhlen in Europa. Groß wie ein Hochhaus sind mehrere Ebenen heute dem Besucher zugänglich. Das Gebilde entstand zwischen dem 11. und 17. Jh., weil man den leicht zu Sand zerbröselbaren Bundsandstein für Mörtel, Scheuersand und zur Glasherstellung benötigte. Die gute Ausschilderung führt uns aus der Stadt hinaus in Richtung Schöneberg-Kübelberg. Dazwischen lädt noch die Ruine Schloss Karlsberg auf dem 366 m hohen Buchenberg zu einem Fotostopp ein, bevor wir uns auf den weiteren Weg zum Ohmbachsee aufmachen.
Landschaftliches Idyll
Der Ohmbachsee ist zwar ein kleiner Abstecher von der Hauptroute, aber ein echtes Muss auf der Tour. Unweit vom See lassen wir unser Gepäck im Hotel Landgut Jungfleisch und ziehen noch einmal los. Wir umrunden den See auf fein gekiesten Wegen, stoppen immer wieder, legen uns ins Gras und genießen die herrliche Ruhe. Der Ohmbachsee ist ein Stausee des Ohmbachs, Urlaubsregion und das größte Stillgewässer der Westpfalz. Überhaupt ist das hier ein schöner Flecken Erde, in dem man sich auch länger aufhalten könnte. Das Frühstück am Morgen reichhaltig und gut, schwingen wir uns wieder bester Laune in den Sattel und radeln über Glan-Münschweiler der Glan entlang – unserem zweiten Flüsschen folgend bis nach Altenglan. Das ist ein beliebter Ort, um vom Fahrrad auf die Draisine umzusteigen. Immer wieder sehen wir Gruppen, die sich auf der Schiene abstrampeln, aber in punkto Schnelligkeit gegen uns natürlich chancenlos bleiben. Auf Altenglan folgt Ulmet, das hübsch seinen Platz an der Glan gefunden hat.
Auf dem Weg nach Bad Sobernheim
Das Fahrrad rollt fast von allein im Flußtal des Glans. Immer wieder auf’s neue laden Biergärten entlang der Draisinenstrecke zur Rast ein. Uns zieht es indes ins historische Meisenheim. Das wird von der spätgotischen Schlosskirche überragt, in dessen Schatten sich ganz wunderbar schmucke Fachwerkbauten in engen gepflasterte Gassen anschmiegen. Eine echte Perle! Die Altstadt der charmanten Kleinstadt hat sich in jeder Hinsicht ihren historischen Reiz bewahrt und zählt damit zu den schönsten im Naheland. Auch deshalb, weil Meisenheim in seiner Geschichte von Kriegen und größeren Katastrophen verschont geblieben ist. Rathaus, Markthalle, Ritterherberge, Thaynsches Haus, Adelshöfe und Bürgerhäuser – wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Auch der nächste Höhepunkt auf unserer Radreise lässt nicht lange auf sich warten. Der Disibodenberg wo einst Hildegard von Bingen lebte und wirkte. Heute findet der Besucher einen romantischen Ort vor inmitten uralter Klosterruinen mit grandiosen Steinmetzarbeiten aus der Blütezeit des Klosters. Nur noch wenige Pedaltritte trennen uns vom offiziellen Ziel in Staudernheim. Dem Ort wo sich die Glan in die Nahe ergießt und der Glan-Blies-Radweg auf den Nahe-Radweg mündet. Also, wer noch Kraft in den Beinen hat, der kann hier noch gerne weiter auf dem Nahe-Radweg fahren. Gesamt misst der knapp 130 Kilometer vom schönen Bostalsee im Saarland bis zur Mündung in den Rhein bei Bingen. Es lohnt sich. Wir halten jetzt auf dem Nahe-Radweg auf Bad Sobernheim zu und lassen uns hier auch nicht um eine weitere Attraktion bringen. Der beliebte Barfußpfad ist schon lange kein Geheimnis mehr und war der erste seiner Art in Deutschland. Ein wirklich 3.500 Meter langes unvergessliches Abenteuer für Groß und Klein. Immer nah dran an der Natur – so wie auf dem Glan-Blies-Radweg, den wir nur wärmstens weiterempfehlen können.
Infos
Länge: ca. 130 km
Start: Sarregumines (Frankreich)
Ziel: Bad Sobernheim/Staudernheim
Anreise
Auto: Von Norden/Süden über die A61, Abfahrt Bad Kreuznach, auf die B41 in Richtung Idar-Oberstein bis Bad Sobernheim. Von Westen/Benelux/Frankreich über die A1/A62, Abfahrt Birkenfeld, auf die B41 in Richtung Idar-Oberstein, Kirn, Bad Sobernheim. Parken: Hotelgäste von Tullius – Die Rebmeisterei können für die Zeit ihrer Radtour das Auto kostenfrei abstellen. Weiter: Von Bad Sobernheim mit dem Zug nach Sarreguemines: Mit dem Rheinland-Pfalz-Ticket im Stundentakt bis zur Grenze nach Saarbrücken (der Transport der Räder ist ab 9 Uhr kostenfrei). Umsteigen in Saarbrücken und weiter zum 16 km entfernten Startpunkt.
Bahn: Bad Sobernheim liegt an der Strecke Mainz-Saarbrücken und ist eine Haltestelle des Regionalexpress und der Regionalbahn.
Täglich und stündlich wird die Strecke frequentiert. Alle zwei Stunden besteht eine Direktverbindung von/nach Frankfurt/Main. (Von dort nach Sarreguemines siehe Auto/Weiter). Direkt zum Startpunkt: Saarbrücken ist ein stark frequentierter Eisenbahnknotenpunkt, dort umsteigen und weiter nach Sarreguemines.
Weitere Infos und Kostenübersicht unter: Tel.: (01805) 996633 (Euro 0,14/Min aus dem Festnetz) oder unter www.bahn.de/bahnundbike.
Sehenswertes
Sarreguemines: Keramikmuseum Bliesmühle, Casino am Saarufer, Justizpalast; Blieskastel: Altstadt, Herkules und Napoleonbrunnen, Schlossanlage, Rathaus; Schwarzenacker: Römermuseum; Homburg: Altstadt, Schlossberghöhlen, Ruine Hohenburg, Schloss Karlsberg; Bruchhof-Sanddorf: Ruine Schloss Karlsberg; Schöneberg-Kübelberg: Ohmbachsee; Glan-Münchweiler: Viergöttersteine; Altenglan: Draisinenbahn; Meisenheim: Historische Altstadt mit Ritterherberge, Schlosskirche, Waldeckscher Hof, Rathaus, Bürgerturm, Fachwerkhäuser, Glanbrücke; Odernheim: Klosterruine Disbodenberg; Bad Sobernheim: Rheinland-Pfälzisches Freilichtmuseum, Barfußpark, Pfarrkirche, Marktplatz mit Rathaus.
Streckencharakter/ Beschilderung
Der Glan-Blies-Radweg ist lückenlos beschildert, vorbildlich ausgebaut und verläuft überwiegend auf asphaltierten Radwegen. Auf der gesamten Tour sind in etwa nur 1.100 Höhenmeter zu bewältigen, die eine normale Kondition verlangen.
Karten
Den Flyer zum Radweg mit detaillierter Wegeführung, ebenso weiteres Infomaterial kann auf Wunsch kostenfrei von der Naheland Touristik (siehe Weitere Infos) zugesandt werden.
Weitere Infos
Naheland-Touristik GmbH, Bahnhofstr. 37, 55606 Kirn, Tel. 06752/ 137610, www.naheland.net Saarpfalz Touristik, Paradeplatz 4, 66440 Blieskastel, Tel.06841/104-7174. www.saarpfalz-touristik.de