Grenzenlos Burgen und Schlösser, herrliche Landschaften und gemütliche Städtchen aus der Sattelperspektive entdecken. Das garantiert die 4-Sterne Premium-Runde, die mit dem Besten aufwartet was das Osnabrücker Land, Ostwestfalen-Lippe und das Münsterland zu bieten haben.
Weil der Erlebnis- und Qualitätsanspruch der heutigen Radreisenden gestiegen ist, erfreuen sich Radwege wie die Grenzgängerroute Teuto-Ems einer immer größer werdenden Beliebtheit. Auf rund 150 abwechslungsreichen Kilometern zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen führt die idyllische Strecke über verkehrsarme Wege – einst alte Schmugglerpfade und Handelstraßen, durch die spannende Historie der Region. Das in jeder Hinsicht einmalige Radvergnügen bietet bei jeder Pedalumdrehung Abwechslung Pur. Von den grandiosen Natureindrücken angefangen bis hin zu mondänen Heilbädern und kulturellen Leckerbissen ist hier der Wohlfühleffekt bereits vorprogrammiert.
Wellness für Geist & Auge
Bad Laer am Fuße des Teutoburger Waldes, Ausgangsort unserer Radreise, ist eine Gemeinde im Süden des Landkreises Osnabrück in Niedersachsen. Ein gemütlicher Ort. Der Erlebnis-Kurpark mit großem Teich, das interessante Heimatmuseum und nicht zuletzt die katholische Pfarrkirche St. Marien mit ihrem mächtigen frühromanischen Wehrkirchturm „Griese Toarn“ sind hier besonders sehenswert. Letzterer mit seinem charakteristischen Treppengiebel bestimmt seit über 1000 Jahren die Kulisse des Ortes, ist einzigartig in der Region und deshalb auch Wahrzeichen der Stadt. Bei geschlossenen Toren der Kirchhofsburg, die bis in die Gegenwart das Gotteshaus umgibt, bot die Anlage den Bürgern in unsicheren Zeiten Schutz. Das ist freilich lange her. Heute besteigen wir hier beschwingt unsere Räder – und die Ausschilderung lässt gleich zu Anfang keinen Zweifel daran, wo es denn nun lang geht. Die letzten Häuser der Gemeinde weichen schnell ausgedehnten Felder- und Wiesenlandschaften. Berge sind keine in Sicht. Nach nur wenigen Kilometer, wir sind noch nicht einmal richtig eingefahren, erreichen wir schon Bad Rothenfelde. Der Stopp an diesem Ort ist Pflicht, denn die Kurstadt zählt unbestritten zu den bedeutendsten Solebädern in Deutschland. Es war der Fürstbischof Ernst August ll. von Osnabrück, der die Initiative ergriff und eine Saline, ein Salzwerk, einrichtete. 1773-1777 wurde das alte Gradierwerk erbaut, keine 40 Jahre später folgte der große Pendant. Gradierwerke dieser Art gibt es nur noch selten. Dabei wird die Sole durch eine hoch gelegte Rinnleitung über lange Reiserwände mit Schwarzdorn geführt, die zwischen Balkengerüsten, den so genannten Gradierwerken, aufgebaut sind. Die mit zerstäubten Soletröpfchen beladene Luft wirkt sich positiv auf den Verlauf von Atemwegserkrankungen aus. Bis heute ist Bad Rothenfelde ein florierender schmucker Badeort mit herrlichem Park. Spannend ist auch eine Gradierwerksführung, wobei wir erfahren dürfen, dass es sich bei diesem Exemplar um das Größte seiner Art im Westeuropa handelt.
Auf historischen Straßen
Ohne Eile zirkeln wir aus der Gemeinde hinaus, halten auf Dissen zu, das uns den weiteren Weg nach Borgholzhausen weist. Das empfängt uns gleich mit dem Renaissance-Wasserschloss Holtfeld aus dem 16. und 17. Jh. und dem Bollwerk Burg Ravensberg, deren mächtige Mauern bereits 900 Jahre in die Geschichte zurück reichen. Alte Wehrbauten, die markant und bedrohlich einst die Grenzverläufe sicherten. Wir sind auf dem Weg nach Versmold. Einst schmückte hier um 1880 eineChaussee die Grenze zwischen dem Königreich Preußen und Hannover. Schmuggler kannten bis dahin längst andere Wege, auf denen sie heimlich das kostbare Bad Rothenfelder Salz „zollfrei“ nach Westfalen lieferten. Damit wurden dann unter anderem die aromatischen Schinken veredelt – die man bis heute traditionell hergestellt verkosten kann. Auf unserer weiteren Route nach Versmold liegt jetzt noch Bockhorst mit seinem hübschen Dorfkern. Kurze Rast dann stapfen wir weiter zum Etappenziel, das sich mit einem schönen Heimatmuseum schmückt. In einem typischen ravensbergischen Fachwerkkotten von 1800 erfährt der Gast so manch interessantes zu den Themen „Leinen und Segeltuch“ aber auch über die Landwirtschaft. Lust auf ein weiters Schloss? Dabei können wir die Doppelschlossanlage Harkotten unweit von Sassenberg empfehlen. Östlich liegt das Schloss von Ketteler und westlich das von Korff, das mit einer Gastronomie im schicken Außenbereich zur Rast einlädt. Sassenberg-Füchtorf das ist auch Spargelmetropole und Teil der Münsterländer Parklandschaft. Und die hat ihren ganz besonderen Reiz. Dort durchradeln wir im Wechsel schattige Wäldchen, Felder und Wiesenlandschaften, streifen sonnengewärmte Hecken, die sich immer wieder zu neuen Ensembles zusammen finden. Einfach wunderbar…
Die Pferdestadt an der Ems
Fest im Sattel sausen wir einem weiteren Stück Westfälischer Geschichte entgegen und sind wieder einmal beeindruckt darüber, wie viele Höhepunkte die Grenzgängerroute zu bieten hat.
Warendorf mit seiner 1200jährigen Geschichte ist so ein Hingucker. Die Blütezeit als Handwerker-, Handels- und Hansestadt spiegelt sich bis heute in der historischen geschlossenen Altstadt wieder. Dabei trug die günstige Lage direkt an der Ems maßgeblich zur Entwicklung bei. Die Vielzahl an Sehenswürdigkeiten beeindruckt, und bei Sonnenschein gleich noch einmal mehr: Rathaus, bunt begiebelte Bürgerhäuser, der Markt mit Brunnen und Pfarrkirche. Warendorf ist aber auch ein Synonym für Pferdekult und Springreiterei – dank des NRW-Landgestütes. Alljährlich findet hier die große „Warendorfer Hengstparade“ statt, deren farbenfrohes Schauspiel Tausende von Besuchern anzieht. Durch die mit historischen Bauwerken üppig beschenkte Altstadt kehren wir nun zurück auf den Radweg und genießen die wechselnden Naturlandschaften bis nach Ostbevern. Das liegt idyllisch am Flüsschen Bever. Der wird seit 1754 von der dreibogigen Nepomukbrücke überspannt, die einst zum Kloster hinüberreichte und als Teil der Anlage galt. Und etwas außerhalb auf dem weiteren Weg nach Bad Iburg wartet bereits eine weitere hochinteressante Sehenswürdigkeit auf den Besucher.
Da wo’s sich schön radeln lässt
Nach einem gehaltvollen Frühstück verlassen wir Ostbevern. Schnell tauchen wir erneut in üppige Naturszenarien ein, gespickt mit Bauwerken, die bis heute Bewunderung hervorrufen. Das Wasserschloss Loburg gilt als das jüngste Schloss im Münsterland. Die neubarocke Fassade spiegelt sich malerisch im davorliegenden Wassergraben wieder. „Das kann doch nur ein weiterer schöner Tag auf zwei Räder werden,“ grinst mich Manuela an. Stimmt! Perfekt präparierte Radwege führen weiter durch endlos scheinende Felder und Wiesenlandschaften nach Glandorf, wo bereits von weithin sichtbar die mächtigen Flügel der alten Windmühle auf sich aufmerksam machen. Ein Fotostopp muss sein bevor wir auf Lienen zuhalten. Auch das hat natürlich einen historischen Ortskern und einen Barfußpark dazu. Am See lässt es sich unter alten schattigen Bäumen herrlich rasten. Einfach mal die Beine baumeln lassen, den Gedanken freien Lauf geben. Wir sind kurz vor dem Ziel unserer Radreise und dennoch sollen wir auch auf den letzten verbleibenden Kilometern mit unglaublich viel Schönem überrascht werden.
Zurück auf Los
Stellenweise wird es nun etwas hügeliger als wir die Grenze zurück nach Niedersachsen überqueren. Im Tal liegt Bad Iburg und auf einem Berg die markante Höhenburg, die einstige Residenz der Osnabrücker Fürstbischöfe. Ein weiterer außergewöhnlicher Wehrbau, der einst über die Grenzverläufe wachte. Bad Iburg ist ein Ort der Geschichte geschrieben hat. Als im Jahr 1077 Heinrich IV – König der Deutschen – in Canossa im Schneegestöber vor der Päpstlichen Residenz ausharrte war er nicht alleine. Benno war auch dabei, Bischof von Osnabrück, wohnhaft auf Schloss Iburg. Bis heute erinnert noch der „Bennoturm“ an dessen Epoche. Dieser Bergfried diente auch 1535 als Kerker der führenden Wiedertäufer von Münster, die angekettet auf ihr Schicksal warteten. Ein halbes Jahrhundert später, zu Zeiten der Inquisition, wurden auch Hexen unter Anklage ein Geständnis abgerungen. Empfehlenswert ist der Rundgang durch das Bollwerk, das mit dem Rittersaal und dessen wunderbaren Holzdecke sich zu den schönsten nördlich der Alpen zählen darf. Bad Iburg war 2018 auch Veranstalter der Landesgartenschau. Was die bereits hohe Attraktivität der Stadt mit so manchen dazugekommenen Highlights nochmals bereicherte. Ein echtes Ausflugziel für die ganze Familie. Beeindruckend der 600 Meter lange Baumwipfelpfad, der neue spannende Sichten auf den Waldkurpark und das Iburger Schloss bereithält und mit seinen 30 Erlebnis- und Lernstationen über Flora, Fauna, Geologie und Geschichte informiert. Zurück in der Altstadt springt der Zeiger am Uhrenmuseum gerade auf 17.00 Uhr und erinnert daran, dass wir uns eigentlich auf den Weg zurück zum Ausgangsort nach Bad Laer machen sollten. Denn das Ende unsere Radreise auf der Grenzgängerroute Teuto-Ems ist bereits ganz nah. Es liegt in der Natur des Menschen sich vorwärts zu bewegen. Riechen, fühlen, entdecken, an historischen Wegmarken verharren, einfach einmal den stressigen Alltag hinter sich lassen, mit der Natur eins sein. Das, so finden wir, kann man am besten im wahrsten Sinne des Wortes aus der Sattelperspektive „Erfahren“. Ein großes Stück an Lebensqualität, auf das wir nimmer mehr verzichten wollten…
Infos Grenzgängerroute Teuto-Ems
Anreise
Auto: Als Rundkurs bietet sich hier die Anreise mit dem eigenen Fahrzeug an. Wo man auch die Route beginnt: Die Städte und Gemeinden entlang der Route erreicht man mühelos über die A1, A30 sowie die A33. Hamburg-Bad Laer ca. 300 km, Köln-Bad Laer ca. 200 km, München-Bad Laer ca. 650 km
Bahn: Ausgezeichnete Verbindungen nach Osnabrück und Münster. Von dort fährt die Regionalbahn den gewünschten Ausgangspunkt an. Weitere Infos und Kostenübersicht unter: Tel.: (01805) 996633 (Euro 0,14/Min aus dem Festnetz) oder unter www.bahn.de/bahnundbike.
Bus: Zahlreiche Fernbuslinien fahren regelmäßig Osnabrück, Münster und Bielefeld an, von dort mit der Regionalbahn zum Ziel. Infos Vergleichsportal: www.fernbusse.de; nur begrenzter Platz für die Fahrradmitnahme, E-Bikes werden nicht befördert!
Route
1.Tag: Bad Laer – Bad Rothenfelde – Dissen – Borgholzhausen – Versmold ca. 41 km
2.Tag: Versmold – Füchtorf – Sassenberg – Warendorf – Ostbevern ca. 54 km
3.Tag: Ostbevern – Glandorf – Lienen – Bad Iburg – Hilter – Bad Laer ca. 53 km
Gesamtstrecke: ca. 148 km
Sehenswertes
Bad Laer: Erlebnis-Kurpark, Heimatmuseum, frühromanischer Wehrkirchturm „Griese Toarn“; Bad Rothenfelde: Kurpark mit alten und neuem Gradierwerk, Kurpark mit Rosengarten; Dissen: Historisches Rathaus, Karlsplatz mit ev.-lt. St. Mauritius Kirche; Borgholzhausen: Burg Ravensberg, Schloss Holtfeld; Versmold: Petrikirche, Historischer Dorfkern Bockhorst; Sassenberg: Doppelschlossanlage Harkotten; Warendorf: Historische Altstadt und Marktplatz; Ostbevern: Wasserschloss Loburg, Museum der historischen Waschtechnik; Glandorf: Windmühle, Findlinge „David und Goliath“; Lienen: Historischer Ortskern und Barfuß-Park; Bad Iburg: Schloss, Baumwipfelpfad, Grenzsteinkreis im Kneipp-Erlebnispark; Hilter: Barockes Rathaus, ev.-lt. Johannes-der-Täufer-Kirche
Streckencharakter
Die Grenzgängerroute Teuto-Ems ist lückenlos und in beide Richtungen beschildert. Die Richtungs- und Zwischenwegweiser sind in Niedersachsen grün-weiß und in NRW rot-weiß gehalten. Die Route ist gut ausgebaut und verläuft meist auf asphaltierten Radwegen. Wegen ihren flachen Etappen auch sehr Familien mit Kindern zu empfehlen.
Radkarte
Radwanderkarte „Grenzgängerroute Teuto-Ems“, Bielefelder Verlag, ISBN: 978-3-87073-709-2, 6,95 Euro
Weitere Informationen
Tourismusverband Osnabrücker Land e.V., Osnabrück, Herrenteichsstr. 17+18, Tel. 0541/3234567, www.osnabruecker-land.de www.grenzgaengerroute.de