„NNN“ Nördlichstes – Nordland – Norwegens

Weit nördlich des Polarkreises liegt die Provinz Finnmark ausgestattet mit einer Fülle an Attraktionen. Eine Region der Superlative mit bunten Fischerorten, der Stadt Hammerfest, schier endlos wirkenden steinigen und kontrastreichen Naturbildern. Wahrlich ein magisches Reiseziel, wo im Final am Nordkap unser Kontinent ein ausdrucksstarkes Ende findet.

>>Ja, vi elsker dette landet…<<, > >Ja, wir lieben dieses Land…<<, so beginnt die norwegische Nationalhymne. Tatsächlich scheinen sich diesem Satz die Mehrheit der Norwegen-Urlauber anzuschließen, denn es ist sicher kein Zufall, dass die meisten Menschen, die dieses Land einmal besuchen durften, immer wieder gerne zurückkehren.

Immer Richtung Polarkreis

Als sei es nur eine Laune der Natur gewesen, verzieht sich die übermächtige Wetterfront, der Wind legt sich, der uns im Hafen von Oslo beinahe von Bord der DFDS Fähre fegt. Ein kraftvolles Bündel an Sonnenstrahlen zerreißt die Wolkenfassade und verwandelt die Silhouette der Stadt ebenso das Umland in tanzende Fabelwesen. Wie oft waren wir schon hier? Oft! Und trotzdem zieht es uns immer wieder an diesen Ort mit seinen unaufgeregt freundlichen Menschen, die immerzu Zeit für einen Plausch finden und sich so gar nicht aus der Ruhe bringen lassen. Entspannt, nach der angenehmen Passage, rollen wir dann auch aus dem Schiffsbauch hinaus, kurven durch Oslo und halten uns gen Norden. Das dauert. Norwegen ist alleine wegen seiner Größe und Topografie eine muntere Herausforderung für jeden Selbstfahrer. Trondheim an der Mündung des Nidelv liegt dabei auf dem Weg. Eine Marke, die sich anzusehen lohnt, bevor es weiter nach Mo i Rana und somit auf Tuchfühlung mit dem Polarkreis geht. Eine imaginäre Linie, die auf 66,33 Grad nördlicher und 66,33 Grad südlicher Breite einmal um die Erde verläuft. Wissensdurstige erfahren mehr im „Arctic Circle Center“, das mit einer hübschen Cafeteria, Einkaufsmöglichkeiten, Poststelle und natürlich einem Monument zu punkten weiß. Eingebettet in den Saltfjellet-Svartisen Nationalpark stehen wir hier auf 680 Metern ü.d.M., man spürt es deutlich, denn gegenüber Oslo befindet sich hier das Thermometer im Sinkflug.

Eine Linie ab der sich vieles verändert

Das Landschaftsbild weitet sich, umso höher wir gegen Norden kommen. Immer kurvenreicher windet sich die Straße nach Narvik. Linker Hand liegen die spektakulären Lofoten, wo sich Steinriesen wie Denkmäler aus der See recken. Diese Naturszenarien durften wir bereits vor drei Jahren erkunden. Seinerzeit kamen wir leider nicht über diese Wegmarke hinaus. Umso freudiger blicken wir heute den für uns neuen Zielen entgegen. Nördlich von Alta wird es einsam, eine faszinierende karge Region mit dunklen Seen und kleinen Birkenwäldern. Wir sind im Land und der kulturellen Heimat der Sami angekommen. Hier und dort sehen wir Souveniershops in denen Rentierfelle und samisches Kunsthandwerk angeboten wird. Unser heutiges Tagesziel: Hammerfest! Nicht etwa wegen besonderer Kunstschätze zieht die größte Stadt der Finnmark alljährlich tausende von Besuchern an, nein es ist der Umstand, dass man hier die nördlichste Stadt der Welt erreicht hat. Hammerfest – wer hier lebt, der lebt in Abgeschiedenheit, denn die nächste Stadt liegt 140 km entfernt. Die Finnmark ist die flächenmäßig größte und mit nur 1,5 Einwohnern pro Quadratkilometer am wenigsten besiedelte Provinz Norwegens. Darüber hinaus liegt sie so weit nördlich wie Alaska, Grönland und Sibirien. Bereits 1789 erhielt Hammerfest mit seinem gut geschützt und eisfreien Hafen das Stadtrecht. Die Fischerei ebenso der Handel mit Russland ließen die Kassen klingeln. Der Eisbär im Stadtwappen erinnert an diese Zeit in der die Küstenstadt als Eismeer- und Walfangzentrum bekannt war. Heute treffen wir hier auf einen sympathischen Ort, in dem es trotz der nördlichen Lage nicht vor pelzigem Ungetier wimmelt, obgleich dies der hier ansässige altehrwürdige „Königliche Eisbärenklub“ (Isbjørnklubben / The Royal and Ancient Polar Bear Society) vermuten lässt. Werden Sie bei Ihrem Besuch doch Vereinsmitglied. Denn für 180 NOK (ca. 18 Euro) erhalten Sie nicht nur die Mitgliedschaft auf Lebenszeit, sondern unterstützen noch das Fortbestehen der historischen Sammlung. Was gibt es sonst noch zu sehen? Die interessante Kirche, die an ein Stockfischgestell erinnert, das Wiederaufbaumuseum, die Meridiansäule – in Gedenken an die internationale Zusammenarbeit bei der Vermessung der Erde. Und natürlich Salen – der Hausberg und Aussichtspunkt, den wir über einen Zick-Zack-Weg erreichen. Bereits 1891 angelegt wurde er durch eine Lotterie aus Hammerfests Schnapsverkauf bestritten. Der Panoramablick ist einmalig – den sollten Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.

Fjordblick inklusive

Das nordische Licht im August verschmilzt mit dem Himmel beinahe zu einem perspektivlosen Ganzen. So geht’s weiter entlang der grandiosen Küstenlinie am Porsangerfjord auf Honningsvåg zu. Tunnel gehen hier Hand in Hand über, irgendwann haben wir aufgehört diese zu zählen. Der längste und ein Zeichen von herausragender Ingenieurkunst getriebene ist der Nordkaptunnel mit einer Länge von 6,8 km, der an seiner tiefsten Stelle 212 Meter u.d.M. misst und unter dem Magerøy-Sund hindurch führt. Was dann ehrlich auch zu einem leicht flauen Gefühl in der Magengegend führt. Honningsvåg auf der Insel Magerøya gelegen ist dagegen sprichwörtlich ein echter Lichtblick. Denn das zeigt sich von seiner allerbesten Seite: Sonnenschein, blauer Himmel, kunterbunte Fischboote die armdick vertäut gemütlich hin- und herwippen. Und dahinter kündet die Hurtigruten-Linie just in dem Moment ihr Kommen durch ein unüberhörbares Signal an. Was für eine Kulisse! Einfach auf eine Bank in den Hafen setzen, dem quirlig-bunten Treiben folgen und an Nichts als den Moment denken. Ein Rundgang führt uns zu der Skulptur „Der Nordwind“, die von den Einheimischen aber nur der „Angelhaken“ genannt wird. Aber auch ein Besuch im Nordkapmuseum lohnt, denn dort wird unter anderem die Geschichte des Nordkaptourismus von den Anfängen bis in die Gegenwart beleuchtet. Ein wirklich betriebsames Städtchen dieses Honningsvåg, das vom Fischfang und dem Tourismus lebt und als Einfallstor zum Nordkap gilt.

Das „Ziel der Ziele“

Links schlagen die Wellen an die raue Küste, rechts knarren alte Stockfischgestelle. Es riecht nach frischer salzhaltiger Seeluft und nach Fisch, manchmal auch nach beidem. Skarsvåg liegt auf dem Weg zum Nordkap und ist sichtbar stolz darauf, das nördlichste Fischerdorf der Welt zu sein. Ein Anglerparadies wie uns eine ältere Dame erzählt. Gestreifte Steinbeißer, Flekksteinbit und natürlich die berühmte Königskrabbe sind beliebt, wobei letztere es bis zu einer rekordverdächtigen Spannweite von zwei Metern schafft. Dem Ganzen steht auch das weiter westlich gelegene Gjesvær, ein ebenso schöner Fischerort, um nichts nach. Rentierherden weiden hier genüsslich und von der Kälte völlig unbeeindruckt in der kargen Vegetation. Nun sind es nur noch wenige Minuten, die uns vom Traumziel so vieler Norwegenbesucher trennen. Das Nordkap. Ein eisiger Wind pfeift bei Ankunft über Hochplateau und die Nordkapphallen hinweg. Und dann liegt er endlich vor uns, dieser berühmte Blick, dieser magische von einem besonderen Zauber umspielte Punkt am Ende Europas. Dramatisch stürzen die Felswände senkrecht in das eisige Nordpolarmeer. Auf der 307 Meter hohen Klippe reckt sich der eiserne Globus gen Himmel. Angekommen! Zwischen hier und dem Nordpol liegt jetzt nur noch die Inselgruppe von Spitzbergen. Diverse Denkmäler erinnern bis heute an Menschen aus aller Herren Länder: Könige, Abenteurer, Botaniker, die bereits vor Jahrhunderten der Faszination Nordkap verfallen sind. Beeindruckend wird dies in den Nordkaphallen mit Museum dargestellt. Zudem gibt es einen Thaipavillon, eine Multivisionsshow und nicht zuletzt eine Ökumenische Kapelle, in der auch geheiratet werden kann. Hier, wo Europa endet, endet auch unsere Reise zum Nördlichsten – Nordland – Norwegens, in der sicheren Gewissheit einer baldigen Rückkehr.

Allgemeine Informationen 

www.visitnorway.com
www.innovationnorway.no
www.nordkapp.no

Anreise

Die Anreise mit dem eigenen Fahrzeug zum Nordkap ist sehr zeitintensiv. Diese Variante ist ab einer Reisedauer von 3 Wochen empfehlenswert. Oslo-Nordkap schnellste Strecke ca. 2.000 km. Via Hybridfähre von Rostock nach Gedser/Dänemark mit der Scandlines (www.scandlines.de) und Kopenhagen nach Oslo mit DFDS Seaways (www.dfds.de). Achtung: Manche Straßen in Norwegen sind mautpflichtig. Es empfiehlt sich vor Antritt der Reise die Registrierung Ihres Fahrzeugs. Die Maut wird automatisch von der Kreditkarte abgebucht, Übersicht/Beleg wird via Mail nach der Reise verschickt www.autopass.no

Flugzeug/Bus: Scandinavian Airlinestäglich von Frankfurt, Düsseldorf und München mit Umsteigen in Oslo und Tromsö nach Honningsvåg. Busse pendeln hier regelmäßig in ca. 45 Minuten zum Nordkap, ebenso in ca. 3. Std. nach Hammerfest. Infos Busverkehr: www.snelandia.no

Info Nordkap

Zufahrt zum Nordkap, Gebühr p.P. 250 Norwegische Kronen (NOK) = ca. 25 Euro. Das beinhaltet den Zutritt der Nordkaphallen, dem Museum und der Multivisionsshow. Übernachtung im Campmobil oder Zelt ist auf dem Parkplatz gestattet. Eine öffentliche Toilette und Dusche ist hier 24 Stunden zugänglich.

Reiseführer/ KartenMartin Schmidt: Reisehandbuch Norwegen, ISBN: 978-3-8317-3315-6, 24,90 Euro. Landkarte Nord Skandinavien, ISBN: 978-3-8317-7377-0, 9,95 Euro, Kauderwelsch Norwegen Wort für Wort, ISBN: 978-3-8317-6513-3, 9,90 Euro, www.reise-know-how.de

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