Pferdetrekking in der Eifel

Die Wunder der Natur auf dem Rücken der Pferde zu erkunden, beim Wanderritt durch einsame Wälder, weite Wiesenlandschaften entlang gurgelnder Flüsschen bedeutet Freiheit und puren Genuss. Dafür muss niemand in die Ferne schweifen – denn in der schönen Eifel findet man alles was dazu nötig ist. Klaus Herzmann & Tochter Laura Antonia haben sich aus der Sattelperspektive einen Überblick verschafft.

Die Eifel: Über weite Strecken ist die Region ein sanft geschwungenes Hügelland zwischen den großen Strömen Rhein, Mosel und der Maas. Tiefe Wälder, weite Landschaftsbilder, dazwischen gemütliche Dörfer – für alle Naturliebhaber ein Ort in dem sich noch die Urkraft intensiv genießen lässt. Und die zeigt sich erstaunlich abwechslungsreich. Vulkankegel und dunkle Maare punkten gleichfalls auf mit wunderbar eingebetteten Kulturgütern wie prächtigen Burgen und Fachwerkstädtchen. Hoch zu Ross, wer hat nicht schon einmal davon geträumt, denn bekanntlich liegt das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde. Man schwingt sich locker in den Sattel seines liebgewonnenen Vierbeiners, reitet von Ort zu Ort, inhaliert die Reize der Naturgegebenheiten, um die Welt plötzlich mit ganz anderen Augen zu entdecken.

Mimbach – 20 Einwohner, 80 Pferde

Ist das der Ort, an dem sich Hase und Igel gute Nacht sagen? Vielleicht! Sicher hingegen ist, dass in Mimbach die Strasse endet, ins nirgendwo führt. Endstation, hier geht’s motorisiert nicht weiter. Eine Gasse führt durch die kleine Gemeinde, ein paar Häuser lehnen sich an den Hang, der Mimbach, ein Bächlein, plätschert munter dahin. Was folgt: Ausgedehnte Wald- und Wiesenlandschaften und Pferdekoppeln soweit das Auge reicht. Die Reiterpension Karduck liegt mitten drinnen. Dort lenken seit vielen Jahren Sandra und Johannes Karduck die Geschicke für einen unvergesslichen Aufenthalt. In mittlerweile liebgewonnener Tradition sind wir, Laura und ich, immer wieder gerne in diesem idyllischen Teil von Rheinland-Pfalz unterwegs. Den Alltagsstress hinter sich lassen, durchatmen, abschalten – hier sind diese Luxusgüter noch erlebbar. Unsere Pferde stehen noch verträumt in der Box als wir sie mit einem Leckerli ködern. Halfter anlegen, rausführen und putzen, Hufe auskratzen. Das dauert. Aus  der Sattelkammer schaffen wir Trense und den Sattel herbei. Die Satteltaschen haben wir den Abend zuvor mit dem Nötigsten bestückt. „Columna und Mädchen“ zwei coole starke Kaltblut Mix freuen sich sichtlich auf unseren ersten gemeinsamen Ausritt heute. Noch die Steigbügel einstellen, letzter Check dann steigen wir auf. Allein nur dieses Gefühl in den Sattel zu gleiten – einfach himmlisch. 

Zeit ins Mittelalter aufzubrechen

Mit der nötigen Gelassenheit reiten wir vom Hof. Dem Mimbach folgend peilen wir mit Anschau die erste Ortschaft an. Wir müssen noch einmal Nachgurten erinnert mich Laura eindringlich, dann geht’s im Schritt weiter. Kurz vor der Ortschaft durchqueren wir den Bach huschen über die Kreisstrasse und folgen den Feldwegen geradewegs in schattenspendenden Wald hinein. Doch nicht nur alleine die Landschaftlichen Reize mit ihren geologischen Merkmalen, sondern auch ihre Geschichte, die Baudenkmäler sind fest mit dieser Region verwoben. Wir erreichen den Ortsrand von Monreal. Malerisch und geschützt liegt der Flecken im engen Elztal

am Oberlauf des Elzbach rund acht Kilometer südwestlich von Mayen. Zwischen Talsohle und Berghänge drängen sich haufenweise Fachwerkhäuser, die an die Blüte der Tuchmacherei im 15. Jahrhundert erinnern. Tatsächlich, Monreal bietet wirklich alles was man von einem Mittelalterstädtchen erwartet. Auf dem Bergsporn hoch über der Gemeinde buhlen mit der Löwen- und Philippsburg gleich zwei Ruinen um unsere Aufmerksamkeit. Besonders beeindruckt uns die Löwenburg mit dem 25 Meter hohen Bergfried, Vorburg und Wohngebäude. Bollwerke, die von der einstigen Wehrhaftigkeit der Ritter und Grafen von Virneburg zeugen. Historische Steinbogenbrücken überspannen hingegen die Elz geschmückt mit spätgotischem Kruzifix und einer barocken Nepomukfigur. Auch die hübsche Pfarrkirche mit ihrer sehenswerten Innenausstattung verdient Beachtung. Alles Anzeichen dafür, was für einen hohen Stellenwert der Ort im Mittelalter hatte. Alle waren sie hier: Zuerst die Römer, im 17. Jahrhundert kamen die Franzosen und Schweden – und heute? Da ist Monreal Schauplatz der beliebten Krimi Reihe: »Der Bulle und das Landei«. Wir führen nun die Pferde zu Fuß durch den Ort und finden uns schon bald im lauschigen Wald wieder. In der Ferne machen wir schon Reudelsterz aus, das auf dem weiteren Weg nach Weiler liegt. Wald, Feld und Wiesen gehen im Wechsel ineinander über bis wir am frühen Abend ziemlich ausgehungert in Mimbach einreiten. Absattelt, unserer treuen Begleiter ausgiebig loben und dann zurück in die Box zum „Abendbrot“. Das fällt auch bei uns üppig, sehr lecker und schmackhaft aus. Dazu ein hiesiges Bier – was brauchen Wanderreiter auch mehr zum Glücklich sein.

Die ältesten Sehenswürdigkeiten der Eifel

Unser Sternenritt führt uns heute in die entgegen gesetzte Richtung zum Booser Doppelmaar. Entlang der Pferdekoppeln geht es erst einmal gemächlich Richtung Münk. Meist im Schritt, hier und da im Trab ist die Ortschaft schnell erreicht. Immer wieder auf’s neue schätzen wir die schönen Weitblicke wo Kleinstdörfer verstreut in der Landschaft ruhen. Urplötzlich wird Columna unruhig, tänzelt, geht zurück atmet schwer ohne für uns ersichtlichen Grund. Was ist da los? Wir drehen, gehen ein wenig zurück und versuchen es erneut wobei ich dieses mal voran reite. Doch das Ergebnis bleibt genau das gleiche. Ein Anlauf folgt dem nächsten. Mädchen ist dabei völlig relaxt nur Columna dreht fast durch. Wir suchen den Boden ab und machen schnell den Übertäter aus. Halb versteckt zwischen Brennnesseln liegt der verrostete Keil von einem Traktor. Unglaublich! Der ist schnell auf Seite geschafft, dann steht dem Ritt nach Boos nichts mehr im Wege. Über dem Ort und als Wegmarke geschätzt erblicken wir den „Booser Eifelturm“ auf dem Schneeberg. Ein prächtiger Aussichtsturm. Wir reiten nun bergan auf den Bergrücken, ein Plateau das faszinierend den „Lebenslauf der Erdegeschichte“ präsentiert. Auf vielen Hinweistafeln werden Einblicke in den örtlichen Vulkanismus gewährt ebenso die Tier- und Pflanzenwelt verdeutlicht. Wir klettern nach einander auf den Holzturm und genießen den grandiosen Panorama-Blick über die Eifellandschaft mit ihren erloschenen Vulkankegeln. Hier der Westerwald dort der Hunsrück. Aber auch die Ruine der Nürburg mit dem weltbekannten Nürburgring ist zu sehen ebenso der „Kaiser-Wilhelm-Turm“ auf der Hohen Acht mit Stolzen 747 m.ü NN.. Im Tal spiegelt sich das Booser Doppelmaar, zwei beinahe kreisrunden Becken die sehr typisch für die Eifel sind. Wir umrunden den Bergkegel, reiten zu den Maaren und legen eine ausgiebige Rast ein. Faszinierend diese Jahrmillionen alten Kraterseen. Die Landschaft ist eine Bühne, hier entstehen magische Momente  – Schließlich sind wir in der Eifel…

Ein Hauch von Abenteuer   

Das Pferd war dem Menschen  bereits 3500 Jahren v. Chr. ein treuer und wichtiger Gefährte. Ob als Lastenträger, Zugtier, bei Einsätzen im Krieg oder bei der Landwirtschaft – ein wirtschaftliches Vorwärtskommen wäre ohne die starken Vierbeiner niemals möglich gewesen. Heute ist das natürlich anders, besonders in unseren Breiten wo das Auto das Pferd als Fortbewegungsmittel fast völlig verdrängt hat. Umso mehr schätzen wir es nach wunderbar reichhaltigem Frühstück uns entschleunigt in den Sattel zu schwingen. Dieses mal haben wir mehr Gepäck dabei, eine Nacht im Freien ist eingeplant. Wir verlassen Mimbach Richtung Ditscheid und Arbach. Danach wird es Einsam und erst mit Lierstal erblicken wir den nächsten Ort. Wir lassen die Tiere ans Wasser und legen auf der Wiese eine Rast ein. Kein Auto ist zu hören, kein Lärm, nur das schnurren der Pferde die genüsslich grasen. Zu fortgeschrittener Zeit haben wir ein kleines Wäldchen erreicht, ideal geschützt um hier die Nacht zu verbringen. Wir befestigen ein Hochseil knüpfen zwei sogenannte „Augen“ hinein an denen wir dann später Mädchen und Columna anbinden. Absatteln, Abtrensen, füttern und das Zelt aufbauen. Die beiden verfolgen genau was wir tun, besonders als wir fürs Abendessen den Gaskocher anwerfen und unser Essen zubereiten. Die Nacht ist dann geruhsam, kein gezappel von den beiden die sich frei unter dem Seil hin und her bewegen können. Am Morgen packen wir zusammen, verstauen alles in den Satteltaschen und machen uns auf den Rückweg. So als wüssten die beiden dass es nach Hause geht sind sie kaum mehr zu bremsen. Hauroth liegt auf dem Weg und Bermel. Dazwischen Landschaftsbilder zum Verlieben. Bermel wartet mit einem interessanten Heimatmuseum und einer Ausgrabungsstätte. Für uns sind es die letzten Wegpunkte auf unserem Wanderritt durch die Eifel. Als wir auf den Hof in Mimbach reiten, kommt uns gerade eine Gruppe Kinder entgegen die mit Reitlehrerin Nassi ins Gelände gehen. Wir bleiben noch für eine Nacht. Sitzen noch lange mit einer Gruppe von Pferdebegeisterten zusammen, Essen, trinken, lachen – wer sich hier nicht wohlfühlt ist selber schuld. Erst dann am Morgen verabschieden wir uns ausgiebig von Columna und Mädchen in der sicheren Gewissheit schon bald wieder an diesem schönen Flecken Erde in den Sattel zu schwingen.

Infobox

Charakter

In dem weitverzweigten Wegenetz rund um den Ausgangspunkt Mimbach empfehlen wir die Mitnahme eines GPS Systems mit aufgespieltem Track oder eine Organisierte Tour mit Reitlehrer. Beschilderung ist weitestgehend nicht vorhanden. Um für mehrere Stunden auf Wanderritt im Pferdesattel zu sitzen bedarf es einer guten Kondition und einem fortgeschrittenen Maß an Pferdewissen. Das Reiten im Gelände erfordert einiges an Erfahrung – sowohl vom Pferd, als auch vom Reiter!

Touren

1.) Mimbach-Anschau-Monreal-Reudelsterz-Weiler-Mimbach ca. 20 km

2.) Mimbach-Booser Doppelmaar- Ditscheid- Mimbach ca. 18 km                                                                                                                        

3.) 2 Tagesritt: Mimbach-Arbach-Lirstal- Eppenberg-Hauroth (Übernachtung im

     Zelt)- Bermel-Mimbach ca. 30 km

Gastpferde/ Organisation

Pferdebesitzern bietet Hof Karduck die Möglichkeit sein Privatpferd für die Dauer des Aufenthaltes einzustellen. Kosten für Box & Verpflegung auf Anfrage. Wer gerne organisiert auf Wanderritt geht ob Gastreiter oder Pferdebesitzer dem bietet die Pension Karduck attraktive Angebote für Tages oder Mehrtages Wanderritte an.

Anreise

Von der A48 kommend die Ausfahrt Mayen nehmen der B258 folgen bis zur L98 die nach Monreal führt. Von dort aus L96 bis Niederelz, abbiegen auf der Hauptstrasse und Ackerstrasse nach Mimbach. Von der A61 kommend Ausfahrt Mendig, B 262 nach Mayen und 258 nach Monreal und weiter ans Ziel.

Übernachtung

Mimbach: Reiterpension Karduck, Tel.: 02656/1443, www.reiterpension-karduck.de

Literatur

Pferdetrekking vom Reise-Know-How Verlag, 7,90 Euro, www.reise-know-how.de

Topografische Karte Nr.32, Osteifel & Laacher-See-Gebiet, ISBN: 978-3-921-805-63-3, Maßstab 1:25.000, 8.00 Euro, www.eifelverein.de

Ausrüstung

In die robusten, wasserdichten Satteltaschen gehören ein Erste Hilfe Set, Sonnencreme und Regenschutz aber auch der Tagesproviant und eine Trinkflasche. Darüber hinaus sollte ein Halfter, ein 10 Meter Seil, Hufkratzer, Reitkappe oder Hut, Taschenmesser, Insektenschutzmittel nicht fehlen. Ein GPS Gerät ist bei einer nicht organisierter Tour unbedingt nötig! Bei einer zwei Tagestour sollte darüber hinaus ein leichtes Zelt oder Tarp in die Rolle, ebenso Schlafsack, Matte, Taschenlampe, Putzzeug für Pferd und Verpflegung für zwei Tage. Pferdeleckerlis nicht vergessen!

Infos

Reiterpension Karduck, Ackerweg 1, 56729 Mimbach, Tel.: 02656/1443, www.reiterpension-karduck.de

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