Wandern auf dem Ahornweg

Wer sich aufmacht um das Osnabrücker Land auf dem Ahornwanderweg zu durchqueren, der kann Wandergenuss der besonderen Art erleben. Eindrucksvolle Panoramen aber auch die reizvollen Übergänge zwischen Wald, Feld und Wiesenlandschaften lassen jedes Wanderherz gleich höher schlagen. Und dazwischen, da grüßen alte Bauernhöfe, hoch aufragende Aussichtstürme aber auch Kurorte mit ihrem ganz besonderen Flair.

Das Osnabrücker Land, malerisch umgarnt vom sagenumwobenen Teutoburger Wald und Wiehengebirge, bietet eine Vielzahl von attraktiven Wandermöglichkeiten. Aus der weiten Ebene Norddeutschlands recken sich die ersten Mittelgebirgskämme mit ihren wunderbar geschwungenen Landschaftszügen. Dort liegt der Ahornweg. Eine rund 100 Kilometer lange Achterschleife im Natur- und Geopark TERRA.vita. Besonders attraktiv: Der Ahornweg wurde als Rundweg konzipiert, dessen Streckenverlauf in einer kleinen und großen Schleife ungetrübten Wanderspaß für die ganze Familie garantiert. Bereits 1960 wurde die erste Route angelegt. Immer wieder im Laufe der Jahrzehnte überarbeitet, verlängert und zum gutem Schluss für die Neueröffnung 2014 mit einem lückenlosen Wanderleitsystem und anderen Annehmlichkeiten ausgestattet. Und immer folgt man dabei dem auffälligen weißen Ahornblatt auf schwarzer Raute. Der Ahorn, er gehört zu der Gattung der Rosskastaniengewächse und wird zum ständigen Begleiter auf der Route. Auch die Vielfalt des Gehölzes ist beeindruckend. So kann man Feldahorn, Bergahorn und Spitzahorn entdecken, mit etwas Glück sogar den seltenen Burgahorn – eine echte Seltenheit im südlichen Osnabrücker Land.

Die Entdeckung der Langsamkeit

Der Zeiger am Uhrenmuseum in Bad Iburg ist gerade auf 10.00 Uhr gesprungen und erinnert uns nur noch einmal daran, dass wir uns eigentlich auf den Weg begeben sollten. Eben noch sind wir durch den historischen Kneippkurort geschlendert. Hoch über unseren Köpfen thront das Residenzschloss der Osnabrücker Fürstbischöfe. Ein Ort der Geschichte geschrieben hat. Als im Jahr 1077 Heinrich IV – König der Deutschen – in Canossa im Schneegestöber vor der Päpstlichen Residenz ausharrte, war er nicht alleine. Benno war auch dabei, Bischof von Osnabrück, wohnhaft auf Schloss Iburg. Bis heute erinnert noch der „Bennoturm“ an dessen Epoche. Der Bischof lenkte mit viel Geschick aber auch mit List und Intrigen die Bestimmung der Region. Dieser Bergfried in Bad Iburg ist aber nicht nur ein einfacher Turm. Er diente auch 1535 als Kerker der führenden Wiedertäufer von Münster, die angekettet auf ihre Hinrichtung warteten. Ein halbes Jahrhundert später, zu Zeiten der Inquisition, wurden auch Hexen unter Anklage ein Geständnis abgerungen. Wir empfehlen einen Rundgang durch das Bollwerk. Besonders punkten kann dabei der Rittersaal, das Schmuckstück präsentiert sich herrschaftlich mit seiner wunderbaren Holzdecke, die sich zu den schönsten nördlich der Alpen zählen darf. Wir stapfen gemütlich über den Schlossberg zum Charlottensee, erklimmen den Urberg und genießen bereits die erste schöne Aussicht auf dem Ahornwanderweg. Schmal werden jetzt die Pfade, die uns durch üppiges Grün zum Borgberg führen. Tief im Wald versteckt erblicken wir später die sagenumwobenen Duvensteine. Ein Kultplatz, an dem die Muttergottheiten verehrt wurden und der bis heute nichts von seiner Anziehungskraft eingebüsst hat. Dunkle Felsspalten, üppiger Farn, kleine Höhlen und dickes Moos, aus dem Kristall klares Wasser tropft – wirklich ein mystischer Ort. Hier rasten wir ausgiebig, nehmen einen kräftigen Schluck aus der Trinkflasche und stapfen weiter nach Hagen a.T.W. Ein Luftkurort zu dessen Sehenswürdigkeiten die schöne Kirche St. Martin aus dem 16. Jh. gehört. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl gut erhaltene  Bauernhäuser zu bewundern. Über die Grenzen hinaus bekannt allerdings ist die Kirmes mit ihrem historischen Ferkelmarkt, die alljährlich und das seit über 400 Jahren viele Besucher aus nah und fern anlockt.

Hoch hinaus im Osnabrücker Land

Schnell hat uns der Wald wieder eingenommen. Nur ein paar Kurven später liegt das Wiesental verträumt vor uns, das uns den Weg in eine noch recht nahe Vergangenheit weist. Zum Lammersbrink, einem der vielen Erhebungen am Rande des Teutoburger Waldes. Dort wurzelt kein geringerer als der mächtige Varusturm, den es natürlich zu  erklimmen gilt. Der Aufstieg lohnt, die Fernsicht ist grandios. Dort ein Meer aus Baumwipfeln, das sich im Rhythmus des Windes wiegt, zu unseren Füssen der Ort Georgsmarienhütte. Dorthin wurde im Jahr 1856 ein kleines Hüttenwerk verlegt, das vom damaligen hannoverschen König gefördert wurde. Bald erhielt es den Namen Georgs-Marien Bergwerks- und Hüttenverein. Der Name setzte sich aus den Vornamen des Königspaares Georg und Marie zusammen. Später ging der Firmenname in den Ortsnamen über. Heute ist die Gemeinde beliebt nicht zuletzt wegen ihres schmucken Stadtkernes. Was uns erwartet: Unter anderem die Villa Stahmer, die das Museum beherbergt, und das alte Kloster Oesede aus dem 12. Jh. – übrigens das erste Frauenkloster im Osnabrückerland. Der Beschilderung folgend lässt auch die nächste Erhebung nicht lange auf sich warten. Mit dem Dörrenberg, der sich 331 Meter erhebt, ist der höchste Punkt im Osnabrücker Land erreicht. Dort lädt der Herrmannsturm zur Panoramaaussicht in die umgebene Landschaft ein.

Schritt für Schritt zum Glück

Es liegt in der Natur des Menschen sich vorwärts zu bewegen. Entdecken, riechen, fühlen, auf Berge zu klettern, an historischen Wegmarken zu verharren und den Geist vergangener Tage zu inhalieren. Wie kann man das besser erleben, als mit dem Rucksack die Landschaften zu durchstreifen, den Alltag hinter sich lassen, um einfach mit der Natur eins zu sein. Tage, an denen man das echte Lebensgefühl entdeckt – ja wieder zu sich selbst findet, um Kraft für kommende Aufgaben zu generieren. Ein buntes Geäst aus Bachläufen durchpflügt nun die sanften Wald- und Feldlandschaften, ein Reh springt aufgeschreckt aus dem Unterholz davon, dann ist es wieder muxmäuschenstill. Über den Wanderparkplatz gelangen wir zum Gipfel des Musenberges, um wenig später mit Bad Iburg die erste Schleife auf unserer Wanderung auf dem Ahornweg zu beschließen. Gleich zu Beginn der Großen Runde treten wir wieder in luftige Höhen, blicken zurück auf den Kurort mit seinem imposanten Schloss. Wellingholzhausen ist das nächste Ziel. Um dorthin zu gelangen wandern wir beschwingt über die nächste Erhöhung zum Südhang des Kleinen und Großen Freeden – zwei ausgedehnte Naturschutzgebiete. Die Region ist bekannt für ihre Vielzahl an Frühjahrsblühern. Jedes Jahr im April überzieht aufs Neue der Lerchensporn die Hänge mit einem herrlichen Teppich aus Purpur und weißen Blüten. Wir rasten an der Schutzhütte Johannislaube, verzehren einen Müsliriegel, um Energie für die letzten Meter nach Wellingholzhausen zu tanken.   

Von Salinen und Gradierwerken

Auch die nächste Etappe verspricht Waldgenuss pur gespickt mit aufstrebenden Aussichtspunkten, die für so manchen Anstieg der heutigen Etappe entschädigen. Der Beutling ist so einer von ihnen, dessen Name uns doch stark an den „Herr der Ringe“ erinnert. Dort genießen wir den Blick bis hinein zu den Erhebungen des Wiehengebirges. Anschließend gelangen wir zur „Schwarzen Welle“, die mit wunderhübsch geformten Rastbänken zum Relaxen einlädt. Gestärkt geht es weiter zur Noller Schlucht, wo uns bereits ein anspruchsvoller Anstieg erwartet.  Angekommen geht’s auch gleich wieder bergab bis in das idyllische Hilter. Mit unseren Gedanken allerdings liegen wir schon entspannt in warmen sprudelnden Solebädern und lassen uns verwöhnen. Zu den herausragenden Kur- und Badeorten im südlichen Teil des Osnabrücker Landes gehören natürlich Bad Rothenfelde und Bad Laer. Ersteres gilt bis zum heutigen Tage als eines der bedeutensten Solebäder in Deutschland. Die Salzquelle wurde erst vor rund 300 Jahren entdeckt. Es war der Fürstbischof Ernst August ll. von Osnabrück, der die Initiative ergriff und eine Saline, ein Salzwerk, einrichtete. 1773-1777 wurde das alte Gradierwerk erbaut, keine 40 Jahre später folgte das Große Gradierwerk. Gradierwerke dieser Art gibt es nur noch selten. Dabei wird die Sole durch eine hoch gelegte Rinnleitung über lange Reiserwände mir Schwarzdorn geführt, die zwischen Balkengerüsten, den so genannten Gradierwerken, aufgebaut sind. Die mit zerstäubten Soletröpfchen beladene Luft wirkt sich positiv auf den Verlauf von Atemwegserkrankungen aus. Bis heute ist Bad Rothenfelde ein florierender schmucker Badeort. Bei einer spannenden Gradierwerksführung erfahren wir auch später, dass es sich bei diesem Exemplar um das größte seiner Art im Westeuropa handelt. Dann geht’s hinein in die Carpesol Spa Therme. Schwerelos in der Sole treiben, entspannt die Beine baumeln lassen und einfach nur genießen.

Der Weg ist das Ziel

Auch die letzte Etappe geizt nicht an Attraktionen und Naturerlebnissen. Wir erklimmen am Morgen den „Kleinen Berg“ stapfen durch dampfenden Wald bis zum Aussichtsturm „Am Lüdenstein“. Scheuen uns nicht, auch diesen zu bezwingen, bevor wir nach Bad Laer kommen. Besonders gefällt uns der solehaltige Glockensee im neu gestalteten Erlebnis-Kurpark. Seinen Namen hat er bekommen, weil der Sage nach der Teufel einst eine Glocke in der Tiefe der Salzquelle versenkt haben soll. Die hatte er zuvor aus einem Kirchturm gerissen, nachdem die Gemeinde vergessen hatte, sie zu weihen. Bis heute heißt es, soll das Läuten in der Tiefe des Sees zu hören sein, wenn die Glocke im Turm der Marienkirche erklingt. Beeindruckt wandern wir weiter, in der Gewissheit, schon bald am Ziel in Bad Iburg zu sein. Hügeliges Terrain führt zu den Teufelssteinen und wenig später den Glaner Bach aufwärts. Ein letzter weiter Blick in die wunderbaren Parklandschaften des benachbarten Münsterlandes und schon stehen wir wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung auf dem Ahornweg in Bad Iburg. Am Uhrenmuseum, gegenüber dem Rathaus, legen wir den Rucksack ab, bewundern im Inneren die Geschichte der Uhr in den letzten 300 Jahren. Insgesamt 888 Uhren hat der stolze Besitzer Peter Taschenmacher zusammengetragen: Sonnen-, Wand- und Sanduhren, Taschen-, Schiffsuhren aber auch alte noch funktionierende Kirchturmuhren. Irgendwie haben wir die Zeit vergessen nach so manchem erlebnisreichen Tag im Süden des Osnabrücker Landes. Tage, die wir nicht missen wollten, und jedem, der gerne unterwegs ist, nur wärmstens weiterempfehlen können…

Infobox

Charakter

Der Ahornweg im Natur- und Geopark TERRA.vita verläuft in einer rund 100 Kilometer langen Achterschleife durch den bergigen Süden des Osnabrücker Landes. Die vorbildlich, lückenlose Ausschilderung zeigt dabei ein weißes Ahornblatt auf schwarzer Raute. Für die Route empfehlen wir 4-6 Tage einzuplanen. Sie ist auch problemlos mit Kindern zu bewältigen. Der Einstieg in die Tour kann an jedem beliebigen Ort begonnen werden. Wir sind in Bad Iburg losgewandert, am Schnittpunkt der kleinen und großen Schleife. 

Bücher und Karten

Wanderkarte TERRA.vita Natur- und Geopark, Preis 2,95 €, kann direkt über die Tourist-Information in Bad Iburg, www.badiburg.de oder Osnabrück, www.osnabruecker-land.de bestellt werden.

Ausrüstung

Als Ausrüstung empfehlen wir: Leichte Wanderschuhe mit Profilsohle, Tagesrucksack (bei einer Pauschalbuchung in ausgewählten Hotels mit Gepäcktransport), Tagesproviant, Trinkflasche, Erste Hilfepaket, Regenkleidung, Sonnenschutz.

Beste Reisezeit

Ganzjährig bewanderbar birgt jede Jahreszeit auf dem Ahornweg ihren ganz eigenen Reiz. Wir haben die Route im Frühjahr unter die Sohlen genommen.

Anreise

PKW:

Wegen dem Rundkurs bietet sich die Anreise mit dem eigenen PKW an.

Bad Iburg erreicht man einfach über die A1 Ausfahrt Lengerich oder die A30 und weiter über die B51 ans Ziel.

Bahn: Zu unserem Startpunkt Bad Iburg fährt man am besten mit dem Zug nach Osnabrück und von dort mit dem Bus weiter (von Köln ca. 3,5 Stunden). Von Köln nach Bad Rothenfelde fährt man mit einmal umsteigen in Osnabrück ca. 3 Stunden. Weitere Infos: www.bahn.de

Infostelle
Tourismusgesellschaft Osnabrücker Land mbH, Tel.: 0541-323-4567, www.ahornweg-wandern.dewww.osnabruecker-land.de

Tourist-Information Bad Iburg, Tel.: 05403-40466, www.badiburg.de Natur- und Geopark Terra.vita, Tel.: 0541-501-4217, www.naturpark-terravita.de

ahornweg1
ahornweg2
ahornweg3
ahornweg4
ahornweg5
ahornweg6
ahornweg7
ahornweg8
ahornweg9
ahornweg10
previous arrow
next arrow
ahornweg1
ahornweg2
ahornweg3
ahornweg4
ahornweg5
ahornweg6
ahornweg7
ahornweg8
ahornweg9
ahornweg10
previous arrow
next arrow